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Ozonalarm über Müngersdorf

Grüne sorgen sich um Profi-Kicker aus Köln und München / Zuviel Ozon überm grünen Rasen?  ■  Von Gerd Rosenkranz

Berlin (taz) - Wäre es nach den Grünen gegangen, hätte das vorentscheidende Meisterschaftsspiel zwischen dem 1. FC Köln und Bayern München am gestrigen Abend nicht angepfiffen werden können.

Die grünen „Spielverderber“ sind davon überzeugt, daß die Ozonkonzentration über dem Müngersdorfer Rasen zu diesem Zeitpunkt sowohl über dem zulässigen allgemeinen Richtwert von 120 Mikrogamm pro Kubikmeter Luft als auch über der maximalen Arbeitsplatzkonzentration (MAK) von 200 Mikrogramm pro Kubikmeter lagen. „Aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen muß der Profifußball eingestellt werden“, forderte deshalb vor dem Spiel klipp und klar der Abgeordnete Jochen Brauer, der für die Grünen im Sportausschuß des Bundestages sitzt. Ansonsten seien „konkrete gesundheitliche Gefährdungen“ der Profi-Kicker nicht auszuschließen.

Ursache für die gegenwärtig insbesondere über dem Oberrheingraben und der Kölner Bucht auftretenden hohen Ozonwerte ist der sogenannte Sommer- oder Photosmog. Ausgangspunkt für die Bildung des „Supersauerstoffs“ (chemisch: O3) sind Luftschadstoffe, insbesondere Stickoxide aus den Auspuffrohren. Ozon - das Mensch und Natur zum Wohle gereicht, solange es in den höheren Atmosphärenschichten einen Schutzschild gegen die Sonnenlicht bildet - verursacht am Boden „Hustenreiz, Reizungen von Hals und Rachen oder Augenbrennen“. Die Stuttgarter Landesregierung hat deshalb schon letzten Dienstag vor allem vor „sportlichen Ausdauerleistungen“ gewarnt.Der nordrhein-westfälische Umweltminister Klaus Matthiesen gab am Mittwoch nach einigem Zögern Mittagswerte von „bis zu 150 Mikrogramm“ pro Kubikmeter Luft in Nordrhein-Westfalen bekannt. Für akut gesundheitsgefährdend hält der Minister diese Konzentrationen jedoch nicht.

Da sich die Ozonwerte im Laufe eines Sonnentages allmählich aufbauen, ist der Abgeordnete Brauer überzeugt, daß sie gestern abend in Köln-Müngersdorf „deutlich über 200 Mikrogramm“ gestiegen sind. Er forderte Matthiesen deshalb auf, gegen 19 Uhr einen mobilen Meßwagen ins Stdion einfahren zu lassen und das Spiel „gegebenenfalls“ sofort abzusagen. Siehe auch Querspalte S. 8

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