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Kapitalismus pur

Zur Beteiligung von Springer am 'Volksblatt‘  ■ G A S T K O M M E N T A R

Der Erwerb einer Minderheitsbeteiligung am 'Volksblatt‘ durch den Springer-Verlag zeigt: die Großen fressen die Kleinen. Daran hat keine Kartellgesetzgebung, kein Übernahmeverbot im Einzelfall, keine staatliche Förderung und keine grundgesetzliche Forderung nach Pressevielfalt etwas geändert. Es sollte sich auch keiner viel Hoffnung machen, daß den Ankündigungen des 'Volksblatt'-Verlegers, an der Unabhängigkeit der Redaktion werde sich nichts ändern, viel Glauben zu schenken ist: Die Heimlichkeit der Vorbereitung der Übernahme, an der Belegschaft vorbei und hinter deren Rücken, zeigt schon, daß sich der Verleger und sein Minderheitsgesellschafter Springer so verhalten werden, wie jeder andere Medienkapitalist. Das Schlimme an der Sache ist: Der Springereinkauf könnte das schnelle Ende des 'Volksblatts‘ einleiten.

Viele Abonnenten werden - das haben die letzten Tage schon gezeigt - mit Aboentzug auf den verlegerischen Sündenfall reagieren. Wer wollte ihnen das auch verdenken - nach den langen Jahren an Erfahrungen mit Springer und seiner verlegerischen Wüstenei, die er hinterläßt, wo immer er sich einkauft. Eine neue 'Springer'-Kampagne „Rettet das 'Volksblatt‘, abonniert gerade jetzt“, kann ja wohl keiner ernsthaft erwarten. Das Beispiel 'Volksblatt‘ zeigt, daß die taz gut daran getan hat, keinen Kapitalgesellschafter neben der eigenen Belegschaft zu dulden. So bleibt die taz ein letzter Anlaß zur Hoffnung dafür, daß auch in Zukunft eine in Berlin erscheinende Tageszeitung wirklich unabhängig vom großen Medienkapital ist. Da nehmen wir all die kleinen und großen Schwächen der taz gerne für in Kauf.

Jony Eisenberg

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