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UFOs am Reichstag?

■ Ultra-Leichtflugzeuge vor dem Reichstag gelandet / Nach Angaben der „Arbeitsgemeinschaft 13.August“ wurde eine Person aus der DDR geholt / Von den Insassen fehlt jede Spur

Flucht oder nicht Flucht? Das war gestern nach der Landung zweier Ultra-Leichtflugzeuge auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag die große Frage. Der Stand der Dinge bei Redaktionsschluß der taz: Bei der Polizei hatte sich kein Augenzeuge gemeldet, der die beiden zweisitzigen, militärfarbenen Flugzeuge mit rotem Stern bei der Grenzüberschreitung oder jenseits der Demarkationsline über DDR-Gebiet in der Luft gesehen hatte. Auch die Insassen des Flugzeugs blieben den ganzen Tag spurlos verschwunden. Der einzige, der sie überhaupt gesehen und gesprochen haben wollte, war der Vorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft 13. August“. Doch seine Informationen sind nur mit äußerster Vorsicht zu genießen, da die Arbeitsgemeinschaft der Öffentlichkeit vor drei Jahren schon einmal eine ähnlich spektakuläre Fluchtaktion für echt verkauft hatten, die sich im nachhinein als großer Schwindel erwies: eine Fluchtaktion, bei der ein Mann in einem als sowjetisches Militärfahrzeug getarnten Auto neben zwei in Sowjetuniform gekleideten Schaufensterpuppen sitzend durch die Grenzkontrollen gekommen sein sollte.

Gestern verkaufte der Vorsitzende der Arbeitsgemeischaft 13.August, Rainer Hildebrandt, die Geschichte immerhin etwas vorsichtiger, nämlich als „wahrscheinliche Fluchtaktion“: Gegen acht Uhr morgens seien drei männliche Personen am Haus am Check Point-Charlie aufgetaucht und hätten sich von einem Postkartenverkäufer seine Telefonnummer geben lassen. Er habe sich mit den drei Herren „im Alter zwischen 30 und 40 Jahren“, um elf in seinem Büro verabredet, berichtete Hildebrandt weiter. Zwei der Männer hätten sich als ehemalige DDR-Bürger ausgegeben, die schon im Westen lebten. Sie hätten erzählt, daß sie gestern morgen mit den Flugzeugen in Britz in West-Berlin gestartet seien, um in Treptow in Ost-Berlin einen Freund abzuholen. Dies sei ihnen auch geglückt. Die drei hätten erklärt, daß es eine komplizierte Flucht gewesen sei, die viel Geld gekostet habe.

Daraufhin, so Hildebrandt, habe er ihnen 3.000 Mark für einen Auftritt auf einer von der AG 13. August anberaumten Pressekonferenz angeboten. Das hätten die Herren aber abgelehnt, weil es ihnen zuwenig Geld gewesen sei: Für eine Aktion „im Stile Rusts“ hätten sie sich einfach mehr versprochen, zumal sie die Flucht vom zweiten Flugzeug aus gefilmt hätten. Dann, so Hildebrandt, seien die Männer überraschend aufgebrochen: „So, als ob sie auf einmal Angst hatten - es gab noch nicht einmal ein Händeschütteln“. Inzwischen habe sich eine große Illustrierte bei ihm gemeldet und 50.000 Mark für die Geschichte geboten, aber er wisse auch nicht, wie er die Herren erreichen könne, versicherte der AG-Vorsitzende.

Die Polizei hielt es nicht für ausgeschlossen, daß mit den Flugzeugen wirklich eine Flucht durchgeführt wurde. Nachdem sich die angeblich daran beteiligten Personen am späten Nachmittag jedoch immer noch nicht gemeldet hatten, vermutete die Polizei etwas ungehalten: „Offensichtlich beabsichtigen sie, ihre Umkosten durch Honorarvereinbarungen mit den Medien zu decken, bevor sie sich an amtliche Stellen wenden.“

plu

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