Spaltpilz bei der SPD

■ Acht Atom-Genossen aus Wackersdorfer Gemeinderat streichen die Segel / Partei mag keine Nuklear-Fans

Wackersdorf (taz) - Obwohl in Wackersdorf noch keinerlei spaltbares Material lagert und das Ende der Oberpfälzer Atommüllfabrik vor der Tür steht, hat es die Genossen der bayerischen SPD nochmal bös‘ erwischt. Der Spaltpilz hat zugeschlagen: Acht der zehn SPD-Gemeinderäte von Wackersdorf samt Bürgermeiser Josef Ebner wollen zum 31.Mai ihrer Partei den Rücken kehren. Grund: Bei den Sozis würden Andersdenkende wie Schwerverbrecher behandelt. Die Abtrünnigen sind nämlich entgegen der inzwischen offiziellen Parteilinie vehemente WAA-Befürworter geblieben. Im Gemeinderat stimmten sie immer wieder zusammen mit der CSU für das umstrittene Projekt und kassierten zum Wohle der Gemeinde von der DWK ein zinsloses Darlehen über fünf Millionen Mark. Warum den „Rebellen“ gerade jetzt der Kragen geplatzt ist, hat nicht unbedingt mit der sommerlichen Hitze zu tun. Vielmehr stehen die bayerischen Kommunalwahlen Anfang nächsten Jahres vor der Tür. Der SPD -Landtagsabgeordnete Dietmar Zierer forderte nämlich einen einstimmigen Unterbezirksbeschluß, wonach künftig Atomenergiebefürworter nicht mehr auf der KandidatInnenliste erscheinen dürften. „Das Vorgehen des Unterbezirksvorstands erinnert an Parteidiktatur“, beschwerte sich der ausgetretene ehemalige Wackersdorfer SPD -Fraktionsvorsitzende, Max Politzka, bitterlich. Gegen ihn wurde schon ein Parteiordnungsverfahren eingeleitet. Bei der nächsten Kommunalwahl wollen die Dissidenten mit eigener Liste antreten. Innerhalb der SPD sind nicht alle über diesen Abgang erfreut. Schließlich leiste sich selbst die CSU einen Atomkraftgegner wie den Landshuter Oberbürgermeister, Josef Deimer, heißt es. Beim Zustand der bayerischen SPD, katastrophale 27 Prozent erhielten sie bei den vergangenen Landtagswahlen, zählt natürlich jeder verlorene Genosse doppelt.

lui