Freiheit satt-betr.: Nachruf auf den Hungerstreik in der Bundesrepublik

Nachruf auf den Hungerstreik in der Bundesrepublik

Das ist die Gefahr der Demokratie. Sättigung. Freiheit satt. So satt, daß die die streiken, die fordern, kein Echo finden. Sollen die doch machen, was sie wollen. Interesselosigkeit, Stumpfsinn, Dekadenz lassen jede Forderung nach mehr als Hohn erscheinen.

In der Bundesrepublik werden sogar die hungerstreikenden RAF-Häftling so gepflegt, daß sie 70 Tage hungern ohne zu sterben. In Peking sterben zwei Studenten nach sieben Tagen.

Ich möchte nicht, daß die RAF-Häftlinge sterben, aber man überlege sich, auf welchem Fettpolster, das die Sättigung hervorgetrieben hat, sich die PolitikerInnen so lange ausruhen konnten, um dann, nach Abbruch des Hungerstreiks, einen Stoßrülpser aushauchen zu können.

Jörg Hagemann, Berlin