: EB 54 durfte nicht festnehmen
■ Ersatz-EbLT durfte am 1.Mai nicht zugreifen Polizisten aus Solidarität erkrankt
Nach wie vor herrscht Unklarheit darüber, wem die Verantwortung für das polizeiliche Desaster am 1.Mai in Kreuzberg anzulasten ist. Fraglich dürfte auch sein, ob die von Innensenator Pätzold eingesetzte und von Seiten der Polizeiführung bekrittelte Untersuchungskommission unter Leitung des ehemaligen Chefs der Bereitschaftspolizei in NRW, Gintzel, mehr Klarheit darüber erbringen wird. Am kommenden Montag wird die „Gintzel-Kommission“, deren Auftrag es war, den Polizeieinsatz am 1.Mai zu untersuchen, dem Innenausschuß ihren Abschlußbericht vorlegen.
Aus den Reihen der Polizei selbst wird unterdessen auch vier Wochen nach dem Debakel noch immer Kritik am Einsatzkonzept der Polizeiführung vor Ort laut. So sei beispielsweise die „Einsatzbereitschaft 54“, deren Ausbildungstand dem der berüchtigten EbLT entspricht, nicht „lagebezogen eingesetzt worden“, moniert ein Beamter. Die EB 54 sollte wie schon weiland die EbLt für „beweissichere Festnahmen“ sorgen, wozu es allerdings nicht kam. Beschwerden werden auch von einer Reihe von Einsatzleitern, die weit ab des Geschehens in Reserve standen, angemeldet. Über den Funkverkehr hatten sie mitbekommen, daß andere Kollegen in „arge Schwierigkeiten“ geraten waren. Daraufhin hatten sie gefordert, sofort eingesetzt zu werden. Sie mußten sich jedoch von der Einsatzzentrale barsche Töne anhören: „Mischen Sie sich nicht ein, Sie kriegen schon noch Bescheid.“
Auch an der hohen Zahl von 335 verletzten Beamten muß nach Information der taz aus Polizeikreisen inzwischen gezweifelt werden. Nachdem beispielsweise eine Einsatzbereitschaft aus der Kruppstraße etwa 30 Verletzte gemeldet hatte, schloß sich der Rest der Einsatzbereitschaft, etwa weitere 30 Mann, aus Solidarität mit den Kollegen der Krankmeldung sogleich mit an. Dem polizeilichen Abschlußbericht nach „handelt es sich bei den Verletzungen fast ausschließlich um Prellungen“, lediglich einer mußte sich mit einem Bänderiß in stationäre Behandlung begeben.
Erheblich ramponiert wurde allerdings der polizeiliche Fuhrpark. Zur Reparatur müssen insgesamt 127 Dienstfahrzeuge, darunter zwei Wasserwerfer und 102 Wannen. Eine Dienstpistole der Marke Sig-Sauer mußte ebenso als verlustig gemeldet werden.
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