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Wendepunkt

■ Die Gefangenen der RAF setzen auf politische Auseinandersetzung

Die Streitfrage, die alle Interpreten des RAF-Hungerstreiks seit Anfang Februar beschäftigt hat, ist entschieden: Die Aktion der Gefangenen war allein darauf angelegt, mit veränderten Haftbedingungen die Voraussetzungen für ihre politische Auseinandersetzung mit der „Außenwelt“ zu schaffen. Um nichts anderes ging es, nicht um „Rekrutierung“, nicht um eine neue Eskalation. Die Erklärung Helmut Pohls, die den Hungerstreik einläutete, mag ursprünglich von taktischen Elementen dominiert gewesen sein. Die Dynamik des „publizistischen Erfolgs“ der Aktion hat davon wenig übriggelassen.

Wer, wie Gisela Dutzi, nicht „linear weitermachen“ will, befindet sich an einem Wendepunkt. Und wer sich, wie Eva Haule, über die „Abgrenzungen, hohlen Parolen und ideologische Modelle“ der Vergangenheit erregt, ist in einem Maße offen, wie das noch vor einem Jahr undenkbar war. Das ist umso bemerkenswerter, weil noch kaum abschätzbar ist, ob sich für die Mehrheit der Gefangenen überhaupt wesentliches an der konkreten, alltäglichen Isolation von der offenen politischen Auseinandersetzung ändert. Die Möglichkeit, regelmäßig miteinander zu telefonieren, war nur in der Ausnahmesituation des Hungerstreiks und auch da nur begrenzt möglich. Der ehrliche Optimismus, der dennoch aus den Erklärungen spricht, speist sich fast ausschließlich aus der Tatsache, daß die Gefangenen öffentlich wieder zur Kenntnis genommen werden.

Was für die Gefangenen nun ansteht, ist die Analyse und Aufarbeitung der politischen Strategie, die die meisten von ihnen mit dem Urteil „lebenslänglich“ hinter Gitter gebracht hat. Eva Haules (zweifelhafte) Analyse allein - „es gibt gegenüber dieser reaktionären Macht keine politisch wirksame Kraft“ - bringt jedenfalls niemand über Jahre in den Knast.

Gerd Rosenkranz

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