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Ambulante Pflege-Assistenz

■ Pflegebedürftige wollen Hilfe per Genossenschaft

Wer der Pflege bedarf und dennoch selbstbestimmt leben will, die oder der soll künftig auch selbst über die Bedingungen der häuslichen Pflege entscheiden können. Nicht mehr das Angebot an Zivildienstleistenden und „Nachbarschaftshelferinnen“, an ambulanten Krankenschwestern und Heimplätzen soll über die Pflegemöglichkeiten entscheiden, sondern die Betroffene selbst: die Aidskranken und die Behinderten, die Alten und die Blinden. Gestern stellten Bremer Selbsthilfegruppen ihr Modell der „persönlichen Assistenz“ der Presse vor. Danach sollen sich bis zu fünfzig Pflegebedürftige in einem Stadtteil zu einer Genossenschaft zusammenschließen. Die Genossenschaft wiederum tritt als Arbeitgeber auf gegenüber interessierten ambulanten PflegerInnen, den „persönlichen Assistenten“. Die Pflegebedürftigen sollen selbst entscheiden können: „wann die kommen, wer kommt, was gemacht wird“. Nach einem Vorstellungsgespräch und einer Probezeit, so erläuterte gestern Horst Frehe, erhalten die „persönlichen Assistenten“ von der Genossenschaft unbefristete Arbeitsverträge und sind damit ordentlich versichert. Damit wollten die Genossenschaften weg aus der „Grauzone“ und den niedrigen Stundenlöhnen der Nachbarschaftshilfe etwa des Roten Kreuzes. 21 Mark brutto seien als Stundenlohn für die „Assisten

ten“ anvisiert.

Finanzprobleme sehen die OrganisatorInnen nicht. Denn für die Betroffenen gebe es einen Rechtsanspruch auf den Topf „Hilfe zur Pflege“. Auch hätten nicht nur zahlreiche Betroffene, sondern auch die bremischen Sozialhilfeträger bereits „großes Interesse“ an dem Assistenz-Modell geäußert.

Mehrere Pflegeabhängige machten gestern klar, warum ihnen sehr an der „persönlichen Assistenz“ liegt. Eine Körperbehinderte: „Für mich als Frau ist es wichtig, von einer Frau gepflegt zu werden, gerade im Intimbereich. Ich möchte meine Assistenz auf dem freien Markt aussuchen.“ Eine weitere Frau aus der Gruppe „Selbstbestimmt Leben“: „Bei der Assistenz fällt der ständige Wechsel von Zivildienstleistenden weg. Man hat eine Person, die man sich aussuchen kann, die lange bei einem bleibt.“ Ein Vertreter der „Kommunalen Drogenpolitik“ berichtete von der Erfahrungen drogenabhängiger Aidskranker in Bremen. Der Verein „Häusliche Krankenpflege“ habe sich hier bereits aus der Pflege zurückgezogen, da er sich nicht auf die FixerInnen habe einstellen können. Aidskranke Drogenabhängige würden eben nicht völlig mit ihrem Leben in der Szene brechen - diesem Bedürfnis müsse eine „persönliche Assistenz“ eben Rechnung tragen.

B.D.

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