: Die anderen: Le Monde /La Repubblica: Bush-Besuch in Europa
Die französische Tageszeitung spricht nach dem Bush-Besuch von einer „Euphorie der wiedergewonnenen Eintracht“ zwischen Bonn und Washington:
Ein durch den Erfolg des Nato-Gipfels sichtlich erleichterter Kanzler Kohl hat den amerikanischen Präsidenten empfangen. (...)
Die Euphorie der wiedergewonnenen Eintracht hat sich während des Diners des Kanzlers zu Ehren seines amerikanischen Gastes gezeigt. Präsident Bush hat den westdeutschen Bürgern das Geschenk gemacht, das er bei seinem Aufenthalt in Rom zuvor auch den Italienern gab: die Abschaffung der Visumpflicht für westdeutsche Touristen. (...)
La Repubblica
Die römische Tageszeitung befaßt sich mit der „Metamorphose“ des US-Präsidenten Bush beim Nato-Gipfel und beim Besuch in der Bundesrepublik und fragt sich u.a., warum Bush plötzlich so große Eile hatte:
Die Eile kann hier erklärt werden, in diesem Deutschland, in dem Bush sprach: im vor kurzem entdeckten Einsatz Deutschlands für die Abrüstung der Atomwaffen sowie im aufkommenden Anti-Amerikanismus. Sie beinhalten die Gefahr, daß das „große europäische Haus“ nach den Plänen des sowjetischen Architekten errichtet werde, der am 12.Juni nach Deutschland kommt. Bush, der den Nato-Kompromiß förderte und den Deutschen in der Kurzstreckenraketen-Frage ein Bein stellte, wußte, daß er Gorbatschow zeitlich schlagen mußte, wenn er ihm nicht das Monopol der Aufmerksamkeit, der Leidenschaften und vor allem der Diskussionen über die Wiedervereinigung überlassen wollte.
Um sich dieser Gefahr zu entziehen, hat er den Deutschen ein Attest der „europäischen Vorherrschaft“ ausgestellt. Er hätte nicht deutlicher sein können: Bonn ist das Führungsland im europäischen Lager, ist der Bezugspunkt für die amerikanische Strategie.
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