piwik no script img

Nagelprobe für Flieger-Parkplatz

■ Bausenator Nagel will prüfen, ob Flugzeug-Parkplatz in Tegel gebaut werden muß / Bürgerinitiative fürchtet „Salami-Taktik“ beim Flughafen-Ausbau

Nachdem sowohl Verkehrssenator Wagner als auch Bausenator Nagel (beide SPD) angedeutet hatten, der Senat müsse eine neue Flugzeug-Abstellfläche auf dem Flughafen Tegel wahrscheinlich genehmigen, hat Nagel dem Reinickendorfer Baustadtrat Hampel (SPD) gestern versprochen, die Sache noch einmal zu prüfen. Das teilte Hampel nach einem Treffen mit Nagel mit. Vom Bausenator war keine Stellungnahme zu erhalten.

Den Bau eines Containerhauses auf dem Flughafen hatte Nagel am 19. Mai gegen den Willen des Reinickendorfer Baustadtrates genehmigt. In den Containern sollen Büroräume für die Fluggesellschaften TWA und Euroberlin unterkommen, deren Beschäftigte zur Zeit noch in einem Hotel in Flughafen -Nähe arbeiten müssen. Die Berliner Flughafen-Gesellschaft (BFG) hatte argumentiert, daß dies Sicherheitsprobleme mit sich bringe, da die Beschäftigten mehrmals am Tag die Kontrollen im Flughafen durchlaufen müßten.

Das Containerhaus gehört zu einer Reihe von Bauvorhaben der BFG, denen der Bezirk schon im Januar die Genehmigung versagt hatte. Die Reinickendorfer SPD fürchte, daß die Vorhaben „direkt oder indirekt der Ausweitung des Flugverkehrs dienen“, bekräftigte Hampel gestern. Neben dem Containerdorf und der 9.400 Quadratmeter großen Abstellfläche gehört ein größeres, neues Bürogebäude auf dem bisherigen Parkplatz P2 zu den BFG-Plänen. Am Sonntag hatte eine Kreisdelegiertenversammlung der Reinickendorfer SPD Nagel aufgefordert, keinen weiteren Ausbau zu dulden. Auch Umweltsenatorin Schreyer (AL-nah) hatte gefordert, Stellfläche und P2-Überbauung nicht zu genehmigen. Nagel und Verkehrssenator Wagner verweisen jedoch auf „internationale Bestimmungen“, die den Bau des Flugzeug-Parkplatzes erzwingen könnten.

Von einer „Salami-Taktik“ des Bausenators spricht dagegen die Reinickendorfer Initiative „Bürger gegen das Luftkreuz“. Sie vermutet, daß die Alliierten Druck auf den Senat ausüben. Der Bausenator hatte noch im April versprochen, er sei entschlossen, die Abstellflächen nicht zu genehmigen.

Die Initiative zog gestern eine ernüchterte Bilanz von zwei Monaten rot-grüner Luftverkehrspolitik. Die Kürzung der Fluggastsubvention durch Bonn habe der Senat nur als Gefahr gewertet, nicht als Chance für eine ökologischere Verkehrspolitik, kritisiert die Initiative. Kommentarlos habe es die Stadtregierung im März hingenommen, daß die alliierten Luftfahrtattaches einen Sommerflugplan genehmigten, der eine erneut steigende Zahl von Flügen vorsieht.

hmt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen