: Cristiani spielt den Moderaten
■ Amtsübergabe in El Salvador: Der neue Präsident kündigt in seiner Antrittsrede einen Dialog mit der Guerilla außerhalb des Landes an / Kaum hochrangige Gäste beim Festakt in der Hauptstadt
San Salvador (taz) - Im Betonpavillon des Messegeländes von San Salvador, wo am Donnerstag die feierliche Vereidigung des neuen Staatschefs Alfredo Cristiani stattfand, hatten nur die Staatschefs von Costa Rica, Honduras und Guatemala Platz genommen. Und war vor fünf Jahren zum Amtsantritt von Napoleon Duarte noch George Bush als Vizepräsident eingeflogen, so mußte Cristiani mit dem republikanischen Senator Richard Lugar als Abgesandten Washingtons vorlieb nehmen. Der Guerilla war es gelungen, parallel zu der Veranstaltung 90 Prozent der Stromversorgung des Landes lahmzulegen.
Cristiani versuchte in seiner Rede, seine rechtsradikalen Arena-Partei von dem Image wegzubekommen, das Parteigründer Roberto d'Abuisson ihr mit seinem Engagement für die Todesschwadronen verpaßt hatte. Er versprach, sich „an die Verfassung und die Gesetze zu halten“. Um dennoch seine Wähler aus der Rechten zu besänftigen, fügte er hinzu: „Aber wir werden auch keine Anarchie dulden.“ Damit war wohl vor allem der Kampf gegen die Guerilla gemeint, den die Arena -Regierung jetzt noch härter führen will - um dann aus einer erhofften Position der Stärke heraus, sich mit der FMLN an einen Tisch zu setzen. Insofern überraschte Cristinais Ankündigung wenig, er werde eine Kommission einsetzen, die sich um einen Dialog mit der FMLN „außerhalb El Salvadors“ bemühen. Die Guerilla will offenbar auf das Angebot eingehen: Mario Aguinada Carranza von der kommunistischen UDN, quasi-offizieller Sprecher der Rebellen, deutete an, daß es eine positive Reaktion geben werde.
Da bis auf den nicht eingeladenen Daniel Ortega vier zentralamerikanische Staatspräsidenten anwesend waren, veranstalteten sie gleich ein kleines Gipfeltreffen, diskutierten über den Friedensprozeß und einigten sich auf ein neues Treffen - dann mit Ortega, sofern er vom 7. bis 9.Juli Zeit hat.
Ralf Leonhard/mr
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen