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Zugunglück: Traurige Kontinuität

■ Explosion der Gas-Pipeline in der Sowjetunion Folge von „Inkompetenz und Nachlässigkeit“

Moskau (afp/dpa) - Mit einem nationalen Trauertag ist in der Sowjetunion am Montag der Opfer des Zugunglücks im Ural gedacht worden. Das Eisenbahnunglück forderte das Leben von möglicherweise 800 Menschen. Am Samstag war eine Flüssiggas -Pipeline neben der Kuibitschew-Eisenbahn zwischen Ufa und Tscheljabinsk im Ural explodiert, als sich gerade zwei Reisezüge an dieser Stelle kreuzten. Als Ursache wurde ein großes Leck in der Gasleitung angegeben.

Nach Auskunft der Bewohner dieser Region hatte es bereits Stunden vor dem Unglück in einem Umkreis von bis zu acht Kilometern nach Gas gerochen. Wie die amtliche sowjetische Zeitung 'Iswestia‘ am Montag berichtete, sei jedoch nichts unternommen worden, um das Leck ausfindig zu machen. Statt Nachforschungen anzustellen, aus welchen Gründen der Druck in der Leitung gefallen sei, habe das Personal, so 'Istwestija‘, zusätzliche Pumpen eingesetzt, so daß noch mehr Flüssiggas nach außen getreten sei. Das habe sich dann in zwei tiefe Senken gesammelt, durch die die Eisenbahnlinie führt. Ein Funken der elektrischen Fahrleitung habe dann wahrscheinlich die Gaswolke zur Explosion gebracht.

In den rund 40 Wagen beider Züge haben sich nach amtlichen Angaben insgesamt 1.200 Passagiere befunden. Die Aufnahmen, die das sowjetische Fernsehen am Sonntag abend von dem Unglücksort zeigte, boten das Bild einer Apokalypse: Die ehemals bewaldeten Hügel gleichen einer Mondlandschaft. Das ganze Gebiet ist verbrannt, Bahngleise ragen in die Luft, die Zugwaggons sind zerfetzt, der Erdboden zerwühlt. Die Überlebenden sind in die umliegenden Krankenhäuser transportiert worden. Das Fernsehen zeigte den Einsatz zahlreicher medizinischer Rettungsmannschaften, die sich vor Ort um die Verletzten mit zum Teil völlig verbrannter Haut kümmerten. Beobachter bekundeten eine unmittelbare und gute Organisation der Rettungsarbeiten.

Staats- und Parteichef Gorbatschow war noch am Sonntag in Begleitung von Ministerpräsident Ryschkow an den Unglücksort gereist. „Der Grund für das, war geschehen ist, kann Inkompetenz, Verantwortungslosigkeit und Nachlässigkeit gewesen sein“, äußerte sich Gorbatschow am Montag vor den Volksdeputierten in Moskau zu dem Unglück. Er kündigte eine Untersuchung der Unfallursachen an und betonte, die Katastrophe zeige, wie wichtig „Ordnung und Disziplin“ in allen Lebensbereichen seien. „Ein weiteres Mal, so scheint es, war dies eine unnötige Katastrophe, die hätte verhindert werden können“, sagte Gorbatschow offenbar in Anspielung auf Tschernobyl und Armenien.

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