: Christen buhen Eppler aus
Präsidiumsmitglied des Kirchentages rechtfertigt Konten bei Apartheid-Geschäftsbanken Südafrikanischer Kirchenfunktionär hält Kontokündigungen für „wichtiges Instrument“ ■ Aus Berlin Andreas Zumach
Buhrufe und Pfiffe erntete gestern Erhard Eppler auf dem Südafrika-Forum des Deutschen Evangelischen Kirchentages (DEKT) in Berlin. Vergeblich versuchte der SPD-Politiker, der auch im Präsidium des Kirchentages sitzt, den 3.000 Forum-TeilnehmerInnen plausibel zu machen, warum der Kirchentag auch weiterhin seine Konten von den Banken führen läßt, die im Apartheid-Geschäft die Vorreiterrolle spielen. Es handelt sich um die Dresdner, Commerz- und Bayrische Vereinsbank. Die 1987 kurz vor dem Frankfurter Kirchentag erfolgte Kündigung des DEKT-Geschäftskontos bei der Deutschen Bank habe „keine wirtschaftliche Bedeutung“ gehabt und sei lediglich ein „symbolisches Zeichen„gewesen. Die hinter dem Ruf nach weiteren Kontenkündigungen stehende Vorstellung, sich „aus der Wirtschaft rausziehen zu können“, entspreche der „Sehnsucht nach einer weißen Weste“ sei aber „moralischer Egoismus“. Auf besondere Empörung in der vollbesetzten Messehalle stieß der vielgefeierte Star früherer Kirchentage, als er sich bei dieser Argumentation auf den durch seinen Widerstand gegen die Nazis bekanntgewordenen Theologen Dietrich Bonhoeffer berief.
Der als offizieller Gast des DEKT in Berlin weilende, von Pretoria lange Jahre gebannte frühere Generalsekretär des Südafrikanischen Kirchenrates (SACC), Beyers Naude, erklärte auf der DEKT-Pressekonferernz, er teile die Einschätzung Epplers nicht. Der Druck auf die Großbanken durch Kontenkündigungen sei ein „wichtiges Instrument“ im gewaltfreien Kampf für die Abschaffung der Apartheid.
Die VertreterInnen der Anti-Apartheid-Gruppen beim „Südafrika-Forum“ Ingeborg Wick und Theo Christianssen erneuerten den Vorwurf der „Täuschung“ und der „Doppelmoral“ an das DEKT-Präsidium. Im Frühjahr 1989 war öffentlich geworden, daß der um Wirtschaftsspenden bemühte, mit dem DEKT-Präsidium personenidentische Förderverein des Kirchentages sogenannte „Durchgangskonten“ bei den drei, als „Hausbanken der Wirtschaft“ bezeichneten Geldinstituten beibehalten hatte. Für heute 14-15.30 Uhr haben Anti -Apartheid-Gruppen aus Prostest gegen die Haltung des DEKT -Präsidiums zu einem Sit-In vor dem Haupteingang der Messe aufgerufen.
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