: So'ne Pleite!
■ Mehr Firmenpleiten in Berlin als in Westdeutschland Dienstleistungsbetriebe besonders betroffen
Im Gegensatz zu vielen anderen Vogelarten ist der Pleitegeier in Berlin verbreiteter als in Westdeutschland. Diesen Schluß läßt eine gestern von der Industrie- und Handelskammer (IHK) verbreitete Statistik zu. Danach ist die Zahl der „Unternehmensinsolvenzen“ in Berlin 1988 leicht gestiegen, während sie in Westdeutschland um - ausgerechnet
-dreizehn Prozent sank. In der Mauerstadt zählte die IHK im letzten Jahr 513 Konkursverfahren, im Vorjahr waren es 509 Konkurse.
Noch 1987 sah das Bild einheitlicher aus. Sowohl in Westdeutschland wie in Berlin ging die Zahl der Pleiten damals zurück. Über die Ursachen der neuen Entwicklung konnte auch die IHK gestern nichts sagen. Allerdings sind branchenspezifische Unterschiede zu erkennen: Goldenen Boden hatte das Handwerk. Hier, wie auch im Handel, ging die Zahl der Insolvenzen deutlich zurück. Ausgerechnet im Dienstleistungsbereich dagegen gab es den „deutlichsten Zuwachs“ an Insolvenzen, nämlich von 151 auf 181 Fälle eine peinliche Nachricht für den alten wie den neuen Senat. Gerade in diese Branche setzt SPD-Wirtschaftssenator Mitzscherling, wie schon sein Vorgänger Pieroth (CDU), Hoffnungen: Dienstleistungsbetriebe brauchen wenig Fläche und verschmutzen kaum die Umwelt. Allerdings zählen Friseure ebenso als Dienstleister, wie Gastwirte oder Vermögensverwalter. An der Pleitenstatistik der IHK ist nicht abzulesen, ob nun die Putzfrauen häufiger ihren Lappen an den Nagel hängen mußten, oder ob es die Unternehmensberater waren, die ihre eigenen Firmen vermehrt zugrunde wirtschafteten. Mitverantwortlich für die hohe Pleitenzahl könnten allzu wagemutige Existenzgründer sein, vermutete Mitzscherlings Sprecher Wolfgang Heinze gestern. „Viele machen sich selbständig ohne genaue Marktanalyse. Die erliegen dem Wahn der Selbständigkeit und merken dann auf einmal, daß sie dem Wettbewerb nicht gewachsen sind.„hmt
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen