piwik no script img

Mansour der Prächtige findet spät zum Gold

Trickser Bahrami im Doppelfinale gescheitert  ■  PRESS-SCHLAG

Es gibt also doch Gerechtigkeit im Sport. Da hat sich einer lange Jahre bemüht, Farbe ins immer verbissener werdende Profitennis zu bringen, ist mutig in die Fußstapfen eines Ilie Nastaste getreten, hat dessen gute Laune übernommen, ohne dessen Giftigkeit zu versprühen, hat viel Zeit darauf verwandt, sich Raffinesse und jede Menge Blödsinn auszudenken und solange zu trainieren, bis er sie perfekt beherrschte - und nun, mit 33 Jahren, bekommt er tatsächlich den verdienten Lohn für die Mühen einer langen Karriere.

Der Iraner Mansour Bahrami, der die Zähne unter seinem finsteren Schnauzbart so unheilvoll zu blecken pflegt, daß ihm wohl kein Rushdie gerne im Dunkeln begegnen möchte zumindest, bis er den Mund zu seinem zutraulich-freundlichen Lächeln verzieht - erreichte das Doppelfinale der French Open.

Der Höhepunkt seiner Laufbahn, auch wenn er mit seinem Partner Eric Winogradsky gegen Jim Grabb und Pat McEnroe, den kleinen Bruder des großen John, mit 4:6, 6:2, 4:6, 6:7 verlor.

Seit langem lebt Bahrami in Paris, dementsprechend wurde er von den nach dem Frauenfinale verbliebenen Zuschauern umjubelt. Auf der Einzelweltrangliste auf Platz 400 abgerutscht, ist der Iraner mit seinem phantastischen Ballgefühl und seinen großartigen Volleys ein exzellenter Doppelspieler. Im Pariser Finale war er indes höchst nervös, und während in den vergangenen Matches er derjenige war, der besser spielte und seinen Partner mitriß, war es diesmal umgekehrt.

Verziehen sei es ihm angesichts der Bedeutung der Partie, daß er seine Trickkiste zugeklappt ließ. Zwar stürzte er sich wie gewohnt mit dem Gebrüll eines hungrigen Löwen auf die Bälle und erheiterte das Publikum mit seinem pfeifenden Ausatmen vor dem Return, den Aufschlag von unten oder mit der Rückhand, die rückwärtigen Überkopfbälle, die ins eigene Feld zurückspringenden Stopps, das Jonglieren oder den Einwurf eines zweiten Balles mitten im Spiel unterließ er tunlichst.

Verloren ging das Match trotzdem. Einen Matchball wehrte Bahrami zwar, aufgestachelt durch ein lautes „Allez Papa“ seines kleinen Sohnes, mit einem himmlisch gefühlvollen und unverschämten Stopp ab, zwei Matchbälle später stand der Sieg von Grabb/McEnroe dann doch fest. Trostpflaster: 25.000 Dollar, ein erkleckliches Sümmchen für Mansour, den Prächtigen. Sein Gesamtpreisgeld in diesem Jahr hatte bisher 10.000 Dollar betragen.

Matti

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen