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Dekorativer Beschluß-betr.: "Ende eines Kavalierdelikts", taz vom 10.6.89

betr.: „Ende eines Kavaliersdelikts“, taz vom 10.6.89

(...) Warum bleibt wohl dieser dekorative Beschluß in der Schublade? Warum schweigen die Grünen zur Aushöhlung des noch geltenden Rechts durch die neuerliche Straffreiheit für „geringfügige“ Körperverletzung? Weil die grünen Basismänner entsprechende Initiativen nicht mittragen würden.

Die denken auch nicht anders als die überwiegende Mehrheit der Männer außerhalb und innerhalb der Institutionen, daß nämlich einer Frau bei einer Vergewaltigung „eigentlich gar nichts passiert, weil die eh‘ die Pille nimmt„; was darüberhinaus noch übrigbleibt, ist ein Deliktchen, dessen Verwerflichkeit irgendwo zwischen Mißachtung der Vorfahrt und Fahrraddiebstahl liegt.

Vergewaltigung wird vom Geschlecht der Täter heute mehr denn je als Kavaliersdelikt gesehen. Und das Geschlecht der Täter hat nach wie vor die Macht, den Preis zu diktieren.

Diese Einstellung wird von vielen Frauen bestärkt, die sich selbst keine Gefängnisstrafe mehr wert sind, sondern - zum Zweck des schnellstmöglichen Recyclings der Täter - nur noch eine Vergnügungssteuer.

Glauben die eigentlich, daß im Ernstfall jemand für die auch nur die Hände aus der Tasche nehmen wird? Ein Helfer würde ja Gefahr laufen, nicht nur den unvermeidlichen Ärger mit der Männerjustiz zu bekommen, sondern sich auch vom Opfer Schelte einzuhandeln, wenn er dem „armen Kerl“ wehtut.

Frank Fritzsche, Krefeld

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