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Ein Jahr Voscherau: Nichts als Hafenstraße

■ Hamburg im Jahr zwei nach von Dohnanyi. Nachfolger Henning Voscherau profiliert sich als Kirchturmpolitker und Ankündigungs-Bürgermeister

Was hatte sich der Mann alles vorgenommen. Henning Voscherau wollte das „Wir-Gefühl“ der SPD stärken, wollte die Arbeit des Senats effizienter gestalten, eine Bezirksverwaltungsreform durchziehen und - unausgesprochen auch das Projekt Hafenstraße beenden. Vor einem Jahr wählte ihn die Bürgerschaft zum Regierungschef - Anlaß für eine erste Bilanz.

Hinter allen Vorhaben des Henning Voscherau stand und steht das Ziel, den Amtsvorgänger Klaus von Dohnanyi vergessen zu machen. Es muß demütigend für den Amtsinhaber sein, wie die überregionale Presse Dohnanyi seit dem Rücktritt hofiert, während für den Neuen nur die Lokalzeitungen Interesse aufbringen. Der Grund: Voscherau ist ein Lokalpolitiker, der sich in den Niederungen der Hamburger SPD und Verwaltung gut auskennt, über die Grenzen der Hansestadt hinaus jedoch keine Rolle spielt. Daß das Prädikat „Kirchturmpolitiker“ auf Dauer schadet, hat er erst in den letzten Monaten begriffen und versucht nun, es durch diverse Auslandsreisen zu widerlegen.

Voscheraus Hauptaugenmerk gilt dennoch nach wie vor den Hamburgensien - der Hafenstraße etwa. Nie ließ er einen Zweifel daran, daß er das Wohnmodell beenden will, mit dem gesunden Volksempfinden im Rücken torpedierte er jeden Ansatz von Normalisierung. Daß die Bewohner auf dieses Spiel eingingen, sich von den durchsichtig inszenierten Kampagnen beeindrucken ließen, kam Voscherau zugute. Da hatte er die Chance zur Abgrenzung von seinem Vorgänger, da entwickelte er das Profil des Law-and-order-Politikers.

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