piwik no script img

DKP-Jugendorganisation gespalten

■ „Erneuerer unterliegen auf dem 10. Bundeskongreß der SDAJ / Generalprobe für die Partei?

Dortmund (taz) - Nach über zweijährigem Streit hatten die Delegierten des 10. Bundeskongresses der SDAJ am letzten Wochenende in Dortmund die Entscheidung zu treffen: weitere Diskussion über die Erneuerung oder Verabschiedung einer verbindlichen Richtungsentscheidung und damit Spaltung. Zehn Anträgen zur Erneuerung des Jugendverbandes stand die sogenannte „Resolution B“, „Manifest“ der Bewahrer zur Einschwörung der SDAJ als zentralistische Kampforganisation nach altbekanntem Muster, gegenüber. Der Kongreß verlor sich in Geschäftsordnungsdebatten, denn keine der beiden Seiten verfügte über eine erkennbare Mehrheit. Erst als auf Initiative einiger Delegierter ein neuer Kompromißantrag vorgelegt wurde, ging es inhaltlich zur Sache. Eine Entscheidung sollte nach diesem Kompromiß erst auf einem späteren Kongreß fallen. Solange seien alle Strömungen gleichberechtigt zu akzeptieren. Die Erneuerer zogen daraufhin ihre gesamten Anträge zurück. Die „Resolution B“ aber blieb.

DKP-Vorsitzender Mies schwor in seinem „Grußwort“ sein Gefolge noch einmal ein. „Was soll die Jugend denken, wenn die SDAJ nicht mehr weiß, was Sozialismus ist?“ fegte er alle Zweifel und Fragen hinweg und rief damit faktisch zur Spaltung auf. Per „Hammelsprung“ fiel die Vorentscheidung: Mit 18 Stimmen Mehrheit wurde die „Resolution B“ als weitere Diskussionsgrundlage für den Kongreß beschlossen. Nach fast dreistündiger Diskussion innerhalb ihrer Strömung einigten sich die Erneuerer, den Kongreß noch nicht zu verlassen, und beantragten als letzten Versuch per Geschäftsordnung nochmals die Nichtbefassung der Spalter-Resolution. Mit 29 Stimmen Mehrheit wurde auch dieser letzte Versuch vom Tisch gefegt. „Hier läuft die Generalprobe für die Partei. Da ist beim besten Willen nichts zu machen“, meinten einige Delegierte frustriert. Die Hälfte der Delegierten verließ mit Tränen in den Augen den Saal und machte somit den Kongreß beschlußunfähig. Die Spaltung der SDAJ war vollzogen. Während die Erneuerer sich sofort über erste eigene Strukturen und bundesweite Vernetzung ihrer Strömung verständigten, machten die Parteibeauftragten im Saal unbeirrt weiter.

Andreas Schlüter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen