piwik no script img

Rot-grün geht baden

■ Oldenburg um zwei umstrittene Projekte ärmer: Mahnmal weg, Schwimmbad dicht

Der Sachverhalt ist schnell erzählt: Auf der Ratssitzung am vergangenen Montag lehnte die Mehrheit der ParlamentarierInnen mit den Stimmen von CDU, FDP und SPD zwei Anträge ab, die die Stadt Oldenburg um heftig umstrittene Projekten ärmer macht. Fall eins: Das antifaschistische Mahnmal der IG-Metall-Jugend, von der Stadtverwaltung vor zwei Wochen abgerissen (siehe taz v. 2.und 9.6), wird nach dem Ratsbeschluß verschwinden. Fall zwei: Dem von der Bevölkerung hoch geschätzten Schwimmbad Haarenesch soll das gleiche Schicksal beschieden sein, die Stadt verweigerte den notwendig gewordenen Ankauf des Geländes.

Mit einem Dringlichkeitsantrag hatten DKP und Grüne

versucht,

die Initiative der jungen GewerkschafterInnen zu unterstützen und das Mahnmal unbefristet wieder zu errichten. Ihr Vorstoß fand die

Zustimmung nur eines SPD-Abgeordneten, die des IG-Metall -Mitglieds Stutz. Seine persönliche Erklärung, in der Stutz Unverständnis äußerte über solche Art (sozialdemokratischer) Kommunalpolitik, wurde unter dem Beifall von CDU und SPD vom Oberbürgermeister Milde (SPD) beendet. Nicht nur, daß die eigene Fraktion während Stutz‘ Erklärung die Augen verdrehte und die Hände über dem Kopf zusammenschlug (wobei sich der DGB-Kreisvorsitzende Bittner besonders hervortat), der SPD -Fraktionsvorsitzende Werner Rettig fühlte sich gar genötigt, die Erklärung seines Fraktionskollegen öffentlich zurückzuweisen.

Die Auseinandersetzung um das Schwimmbad Haarenesch beinhaltet mehr als nur den Kampf um eine weitere innerstädtische Erholungsfläche. Allerorten wetteifern Kommunen um aufwendige Modellprojekte zur Verbesserung wohnraumnaher Lebensqualität kratische Kommunalpolitiker gehen mit

Konzepten emanzipativer Kulturpolitik hausieren. Und eine Stadt unter rot-grüner Koalition schafft eine Freizeitstätte aus der Welt, in der längst praktiziert wird, was andernorts erst mühsam aus der Wiege gehoben werden soll. In Oldenburg wird der Badebetrieb von der Bürgerinitiative Haarenesch getragen. „Das Bad müsse unter sozialen Denkmalschutz gestellt werden“, hatte ein politischer Vorteilsnahme unverdächtiger Schulrektor a.D. in einem Brief an die StadtparlamentarierInnen angemahnt. Doch nichts konnte die Ratsmehrheit bewegen, einem Antrag der Bürgerinitiative zu entsprechen und das Gelände von der Bundesvermögensstelle zu kaufen. Ihr einziges Argument: „Zu teuer“.

!!!!

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen