: Nur einmal „High-Noon“ für Bremens Republikaner
■ Trotz 4,44 Prozent existiert die Partei in Bremen nicht / Nur ein Beauftragter von Schönhubers Gnaden / Ex-CDUler wieder abgesprungen
Die Geschichte der Bremer Republikaner, die bei der jüngsten Europa-Wahl im Zwei-Städte-Staat ohne jeden Wahlkampf schnapszahlige 4,44 Prozent der abgegebenen Stimmen sammeln konnten, begann vor gut vier Jahren mit einem High-Noon in der Bremerhavener Gaststätte „Phönix“. Am 16. März 1985, Punkt zwölf Uhr mittags, flogen die CDU -Mitgliedsausweis von sie
ben Stadtverordneten auf den Kneipentisch. Direkt aus der Phönix-Asche war die Schönhuber-Partei im Parlament der Seestadt zur drittstärksten Fraktion geworden, gleichzeitig traten auch in der Bürgerschaft die CDU-Abgeordneten Thorolf Oeing und Rudolf Polley von der CDU zu den Republikanern über. Mit einem weiteren Wechsel wuchs die Gruppe im Juli 87 fast zur Frak
tionsstärke an.
Doch nach dem Wahldesaster von 1,19 Prozent bei der Bürgerschaftswahl im September 87 und endgültig mit der Spaltung des Bremer Landesverbandes im März 88 schien die Zukunft der jungen Überläufer-Partei schon wieder vorbei.
Noch nicht einmal die Rep-Kandidaten selber glaubten noch ans Überleben ihrer „Partei der
Erneuerung unseres Gemeinwesens“ (Wahlprogramm) - und traten fast alle wieder aus - allerdings nicht gemeinsam wie beim propagandistischen Eintritt, sondern vereinzelt und enttäuscht von dem Verlust ihrer Karriere-Chancen. „Mein Bedarf an Politik ist für die nächsten 100 Jahre gedeckt“, sagt heute zum Beispiel der Ex-Bürgerschaftsabgeordnete Thorolf Oeing.
Sein damaliger Parlaments-Kollege Rudolf Polley wohnt inzwischen in Würzburg und wurde Mitglied der CSU. Auch die damaligen CDU-Überläufer und Kandidaten auf der Wahlliste Jörg Denzel, Hiltrud Zielberg, Hans Helmut Hinken und Lutz Hambusch kehrten der Schönhuber-Partei den Rücken. Nur der Bremerhavener Bundeswehrangestellte Bodo Buschmann und der Bremer Versicherungsagent Friedrich Boye hielten den bayerischen Republikanern bis heute die Stange.
Sie sind es auch, die nach dem überraschenden Europa -Wahlerfolg den Republikanern jetzt zu einer Parteiorganisation verhelfen sollen. Denn bislang gibt es weder einen gewählten Vorstand noch eine Geschäftsstelle der Reps im Land Bremen. Buschmann wurde von der Münchener Parteizentrale als „Landesbeauftragter“ eingesetzt, Boye als „Kreisbeauftragter“ für die Stadt Bremen.
Monatlich gebe es Versammlungen, teilt Boye mit, 40 bis 50 Rep-Mitglieder seien ihm persönlich in Bremen bekannt. „Im Augenblick ist aber gar nichts los“, wiegelt Boye jedoch Interesse an einem Besuch solcher Versammlungen ab, schließlich sei gerade Ferienzeit.
Seine Bremerhavener Parteigenossin Anka Thien, die vor der Bürgerschaftswahl die dortige Geschäftsstelle leitete, ist da anderer Meinung: „Bei uns ist heute tote Hose.“ 1987 habe es in der Seestadt noch „so um 50 Mitglieder“ gegeben, heute seien es sicherlich weniger. Ab und zu bekomme sie eine schriftliche Ein
ladung zur Parteiversammlung, aber mehr passiere nicht.
Dabei können sich die Reps über mangelndes Interesse nicht beklagen. „Tagelang“, so Ex-Republikaner Thorolf Oeing, habe nach dem Berliner Wahlerfolg bei ihm das Telefon geklingelt, weil heimatlose Rechte auf der Suche nach der Kontaktadresse für einen Parteieintritt waren. Einige hätten es inzwischen auch geschafft, „sogar bekannte SPD-Leute sind darunter“, will Oeing von Bodo Buschmann auf der Straße erfahren haben. Noch im Sommer wolle der mit den Europawahl-Geldern Geschäftsstellen in Bremerhaven und Bremen eröffnen, zur Zeit ist er allerdings noch in Urlaub.
Tatsächlich blieb der 16. März 1985 bis heute der erste und letzte High-Noon der Bremer „Republikaner“. Schon am Tag nach dem spektakulären Gemeinschafts-Übertritt der Stadtverordneten aus der skandalgeschüttelten Bremerhavener CDU ging der Grabenkampf auch bei den Republikanern los: Die Parteigründer Handlos und Schönhuber schlossen sich gegenseitig aus und prozessierten vor Gericht um den Parteivorsitz.
So wie damals wird es auch jetzt wieder ums Geld gehen. Schließlich stünden den Bremer Republikanern für 13.400 Stimmen rund 100.000 Mark Wahlkampfkostenerstattung zu. Doch die werden kaum an die Weser fließen, schließlich landen sie zunächst in der Münchener Zentrale. Und dessen Chef Schönhuber ist bei Bremens Republikanern für seine Machtworte gefürchtet.
Dirk Asendorpf
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