: US-Gesandter auf Lösungssuche
■ USA erkennen die afghanische Exilregierung an und schicken Sonderbeauftragten
In Afghanistan ist nach dem toten Punkt in der Schlacht um Dschalalabad wieder einmal die politische Lösung an der Reihe. In der Endphase ihres Kampfes wollen die USA den Mudschaheddin jetzt mit einem Sonderbeauftragten zu einem erfolgreichen Abschluß verhelfen. Antichambrieren soll der US-Gesandte bei der zerstrittenen Übergangsregierung der Mudschaheddin im pakistanischen Exil, die sich bislang auf die politische Anerkennung nur weniger muslimischer Staaten stützen kann.
Daß sich die Entscheidungsschlacht um Dschalalabad für die heiligen Krieger in den letzten Monaten als verlustreiches militärisches Debakel erwies, kam der Bhutto-Regierung und ihren amerikanischen Freunden nicht ganz ungelegen. Eine gute Gelegenheit bot sich, den Chef des militärischen Geheimdienstes ISI durch einen neuen Mann der Benazir Bhutto -Riege auszutauschen und damit direkten Einfluß auf den Waffenfluß an die Mudschaheddin zu gewinnen. Jetzt soll sich auch die Mudschaheddin-Regierung wieder auf ihre moderaten Kräfte besinnen und erneut Verhandlungen mit dem Kabuler Regime über eine breite Regierung in Afghanistan aufnehmen.
Während der heißen Sommermonate heißt die Parole der Konfliktlösung, nicht mehr die militärische Stärke des kommunistischen Regimes in Kabul auszutesten. In Erfahrung bringen will man nun, ob Ministerpräsident Nadschibullah der Friede in Afghanistan der eigene Rücktritt wert ist. Für den Fall, daß sich die Mudschaheddin dann in eine breite Kabuler Regierung integrieren ließen, hat er das Angebot gemacht, ebenso das Zugeständnis regionaler und militärischer Autonomie der Mudschaheddin-Kommandeure in ihren Provinzen: Offerten, die die USA und Pakistan vorerst nicht mehr ausschlagen wollen. Selbst wenn die Bemühungen um eine erweiterte Gegenregierung, die die nicht kommunistischen Kräfte der Kabuler Regierung einschlösse, scheitern sollte, wären dies keine schlechten Voraussetzungen, um im Herbst wieder eine hitzigere Kampfesphase einzuleiten.
Simone Lenz
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