: Mordechai will einen Krieg gewinnen
General Mordechai ist der neue Kommandant der von Israel besetzten Westbank ■ P O R T R A I T
Für General Jizchak Mordechai, neu ernannter Kommandant der israelischen Truppen in der besetzten Westbank, ist der Palästinenseraufstand ein Krieg, der gewonnen werden muß. In den letzten drei Jahren, in denen er für den Gaza-Streifen verantwortlich war, erwarb er sich einen Ruf als jemand, der hart durchgreift. Er steht für Maßnahmen wie andauernde Ausgangssperren, Schließung des gesamten Gaza-Streifens, Großrazzien und Strafaktionen auf breitester Basis. Hinter der Entscheidung für Mordechai dürfte der Wunsch von Verteidigungsminister Rabin (Arbeiterpartei) stehen, einen Mann an die Spitze des großen Sicherheitsapparates zu berufen, der weit mehr als nur rein militärische Funktionen innehat und sich gleichzeitig der Beliebtheit der rund 70.000 israelischen Siedler erfreut.
Die Westbank gilt im Vergleich zum Gaza-Streifen als das schwierigere Terrain. Zu dem Wehrbereich Mitte gehört auch das politische Zentrum Ostjerusalem mit seinen rund 150.000 Palästinensern, das formell zu Israel gehört und deswegen anders „behandelt“ werden muß. Die Nähe zu Diplomaten und Medienvertretern erschwert es den Militärs zugleich, ihre Aktivitäten in der Westbank vor der Öffentlichkeit verborgen zu halten.
Auch der Umgang mit den Siedlern, die in der Westbank eine aktive, provokative Rolle spielen („jüdische Gegen -Intifada“), sorgt für zusätzlichen politischen Zündstoff. Der angesehene Militärkommentator der Zeitung 'Haaretz‘, Zeef Schiff, sagte anläßlich der Ernennung von General Jizchak Mordechai voraus, die bevorstehende Verschärfung des Vorgehens der Armee werde notwendigerweise zu einer Verschärfung des Konflikts mit der palästinensischen Bevölkerung führen.
Schiff wies darauf hin, daß weder Mordechai noch sein Vorgänger Amran Mitzna das eigentliche Ziel, die Zerschlagung der Intifada, hätte erreichen können. Im Gegenteil, sie seien weit davon entfernt, den Aufstand der Palästinenser ansatzweise in den Griff zu bekommen.
Amos Wollin
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