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SONNTAG

Um 15 Uhr beginnt die ARD mit der Wiederholung des dreiteiligen Erfolgskrimis von 1966: Die Gentlemen bitten zur Kasse, eine freie Dramatisierung des perfekt geplanten und unblutigen Postraubs in England 1963, bei dem zwölf Gentlemen in beispielhafter Teamarbeit fast dreißig Millionen Mark erbeutet haben. Vielleicht wäre Kommissar Derrick, der damals einen der Edel-Ganoven gespielt hat, besser im Delinquenten-Milieu geblieben, anstatt nun als Tappergreis stümperhaft operierendes Gelichter dingfest zu machen. Ein Kerl zum Verlieben ist er jedenfalls nie gewesen, im Gegensatz zu Errol Flynn, der in der ARD um 15.15 einen gelangweilten Jung-Millionär von Geblüt spielt und darum keine Postautos ausrauben, sondern sich nur gegen die autoritäre Großmutter wehren muß, die komödiantischerweise seiner Liebesgeschichte Zunder gibt.

Der Kulturweltspiegel in der ARD befaßt sich um 21.40 mit dem deutschen Theater in Großbritannien und mit dem deutsch -iranischen Kulturabkommen, das seit Chomeinis Mordaufruf gegen Salman Rushdie ins Kriseln geraten ist. Ich pflege tote Patienten heißt ein Filmbericht, den die ARD um 22.25 zeigt und der sich in höflich fragender Form mit „Transplantationsmedizin am Scheideweg?“ befaßt - als hätte nicht der Organhandel schon längst das Fragezeichen weggefegt.

Charlie Chaplins Stummfilm Eine Frau in Paris (1923), der in Westeuropa unter dem Titel „Public Opinion“ (Die öffentliche Meinung) lief, zeigt West 3 um 21.50. Chaplin hielt diesen dramatischen Film, in dem es um die Liebesleidenschaften eines Kleinstadtmädchens (Edna Purviance) geht, für den wichtigsten in seiner Karriere. Es sei, sagte er, trotz melodramatischer Geschichte, der erste Stummfilm, der Ironie und Psychologie ausdrückte. Um Ironie und Psychologie geht es beim ZDF wohl weniger, wenn wir um 19.30 wieder mal erfahren, wie es die Bienen machen: Das süße Leben - kein Honiglecken ist der neckische Titel der „ungewöhnlichen Einblicke“ in das Dunkel eines Bienenstocks.

Zum Abschluß des Fernsehsonntags zeigt das ZDF schließlich noch, um 22.55, Katrin Seybolds und Melanie Spittas dritte Dokumentation über Sinti im und nach dem Nationalsozialismus: Das falsche Wort. Nach „Schimpf‘ uns nicht Zigeuner“ und „Es ging Tag und Nacht, liebes Kind“ hat die Sinteza Melanie Spitta mit Katrin Seybold in ihrer eigenen Familie nach Dokumenten und Erinnerungen an Verfolgung und Ermordung geforscht. Der Film ist schon zwei Jahre alt - jetzt erst kommt er ins Fernsehen.

Sybille Simon-Zülch

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