„Besuch bei Joan“ Crawford:

■ Mythos als Oberflächenphänomen

„I am a person made to be seen on film, not in person“, hat Joan Crawford einmal gesagt. Wie soll man über diesen Filmstar, aus der Symbolfigur von Pepsi-Cola und der „bösen Frau“ ihrer letzten Rollen eine fast persönliche, autobiografische Theater-Geschichte machen? Cas Enklaar vom holländischen Werktheater Amsterdam hat Selbstzeugnisse der Joan Crawford zu einem Stück montiert und läßt sie durch einen Mann darstellen. Ein Mann, weil eine Frau, die nur als Filmrolle darstellbar ist, nicht als Person, etwas Männliches hat?

Darum geht es Armin Dallapiccola nicht, dem ehemaligen Bremer Tanztheater-Mann, der die Joan Crawford auf den Brettern des Kinos, wo sie hingehört, zum Sprechen bringen will. Kulisse sind drei Fernsehapparate, ein Metall-Gerüst, eine spitz zusammenlaufende, Ungemütlichkeit ausstrahlende Couch. Die private Ein-Mann-Theater-Produktion durfte nicht viel Geld kosten, die spartanische Ausstattung geht mit nach Hamburg, wenn dort in der Kampnagel-Fabrik eine Gast -Aufführung stattfindet. Die behaarten Arme Dallapiccolas sollen nicht verdeckt sein, die Bewegungen zeigen eine Person, die ohne Drehbuch und Regie reichlich unbeholfen erscheint.

Die Person Joan Crawford ist ein „Oberflächenphänomen“, schreiben Dallapiccola und sein Regisseur Dirk Cislak, „sie verspricht nichts, sie begehrt nichts, sie hat kein Geheimnis, sie ist eine unendliche Reihe von Posen“.

K.W.Premiere: 28.6., 21 Uhr, Schauburg. Nochmal auf der Breminale: 8.7., 24 Uhr, Schuppen