: Rohwasser ist noch kein Trinkwasser
■ Nur wenige Stoffe können erfaßt und analysiert werden / Arbeitskreis will vorbeugend mit Bauern arbeiten
Die Qualität des Trinkwassers in Niedersachsen kann nach Ansicht des Vorsitzenden der Interessengemeinschaft für norddeutsche Grundwasserwerke (InGwa), Walter Kölle, nicht ohne weiteres als gut bezeichnet werden. „Wir können nicht alle Stoffe, die im Trinkwasser sind, analysieren“, sagte Kölle gestern vor einer Mitgliederversammlung der Interessengemeinschaft in Elze.
Im Wasser finden sich 300 Wirkstoffe und über 2 500 Präparate, berichtete Kölle. Davon würden jedoch nur rund 120 in den Grenzwertbereichen erfaßt, die der Gesetzgeber vorschreibt.
„Es reicht nicht aus, bestimmte Grenzwerte für die Trinkwasser
qualität festzulegen: Es muß auch dafür gesorgt werden, wie diese Grenzwerte zu erreichen sind“, erklärte der Experte. Deshalb sei eine Zusammenarbeit der Wasserversorgungsunternehmen mit den Landwirten und den sie beratenden Institutionen „dringend erforderlich“. Der im Dezember 1988 gegründeten InGwa gehören 17 der über 300 Wasserversorgungsunternehmen in Niedersachsen an. Der Verein hat sich die langfristige Sicherstellung der Trinkwasserqualität zum Ziel gesetzt.
Während die Anforderungen des Gesetzgebers an die Trinkwasserqualität ständig steigen, habe sich das Rohwasser nach
Aussage von Kölle unter anderem durch den Einsatz von Dünge -und Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft konstant verschlechtert. Demgegenüber würden den Wasserversorgungsunternehmen bei der Aufbereitung des Rohwassers zum Trinkwasser zunehmend technische Grenzen gesetzt.
Da eine Trennung von Wasser und Landwirtschaft in vielen Wassergewinnungsgebieten nicht möglich sei, müsse eine Form der „Grundwasser-verträglichen Landwirtschaft“ entwickelt werden. Ein solches vorbeugendes Wasserschutzkonzept darf sich nach Ansicht Kölles nicht nur auf das Aufkaufen von
Nutzflächen in Wasserschutz zonen oder eine pauschale Entschädigung in Form eines „Wasserpfennigs“ beschränken.
Die InGwa beschloß daher die Einrichtung eines Arbeitskreises, in dem Konzepte für eine Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Wasserversorgungsunternehmen entwickelt werden sollen. Ein weiterer Arbeitskreis will sich damit beschäftigen, wie Asbestfasern aus den Zementrohren der Versorgungsnetze herausgelöst werden und ins Trinkwasser gelangen. „In Niedersachsen gibt es zwar noch kein Asbestproblem, aber wir müssen wissen, was diesen Vorgang bewirkt“, betonte Kölle.
dpa
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