: Atomschiff kommt feiern
■ Schwimmender Reaktor in Wilhelmshaven
Alljährlich findet in Wilhelmshaven am ersten Juli -Wochenende das Jadefest statt und - wie könnte es anders sein in dieser Stadt mit maritim-militärischem Flair-die Marine feiert kräftig mit. Volksnah und zünftig wollen sich die Vaterlandsverteidiger zur See der Bevölkerung zeigen, und damit man gleich weiß, wo der wahre Feind steht, werden auch die Waffenbrüder im Festgewande präsentiert: französische und britische Kriegsschiffe, vor allem aber der amerikanische, atomgetriebene Kreuzer „Bainbridge“ mit seinen Atomwaffen werden ab heute in der Jade erwartet.
Greenpeace sieht im Zusammenhang mit dem Besuch der „Bainbridge“ die Sicherheit der WilhelmshavenerInnen gefährdet: „Seit Beginn des Atomzeitalters hat es mehr als 200 Unfälle mit atomgetriebenen Schiffen gegeben. Als Konsequenz liegen heute schon mindestens neun Atomreaktoren auf dem Meeresboden. Radioaktivität, die dann frei wird, kann nie mehr zurückgehalten werden.“
Wilhelmshavens Oberbürgermeister Eberhardt Menzel lehnt die Verantwortung für diesen Besuch ab. Zum einen lege das Kriegsschiff im Marinehafen an, zum anderen gebe es seitens des Rates keinen Beschluß, der ein Eingreifen für ihn erforderlich mache. Allerdings sei im Rat auch nicht über dieses Thema gesprochen werden.
Nach dem Besuch der atomwaffenbestückten „Iowa“ in Bremerhaven 1986, bei dem es zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und demonstrierenden Bürgern kam, nach dem Besuch desselben Schiffes bei der Kieler Woche vor 14 Tagen, bei dem das Schiff sich gewaltsam die Zufahrt zum Hafen verschaffte, ist dies der dritte Besuch eines atomgetriebenen Schiffes.
mad
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