: Hexenfrühstück
■ Frauen und Frauenfrauen im Rathaus
„Lieber ein Hühnerhaufen als ein Ochsenstall“, faßt Wissenschaftssenatorin Barbara Riedmüller mit Blick auf die männlichen Kollegen die ersten 100 Tage der Senatsfrauschaft zusammen. Weibliche Senatorinnen regieren eben anders und lassen sich lieber als Hühner bezeichnen, als an den machtpolitischen Hahnenkämpfen der Männer teilzunehmen. Um dies der Öffentlichkeit ein weiteres Mal zu Bewußtsein zu führen, hatten die acht Regierungsfrauen gestern die weibliche Journaille zu einem zweiten Presse -„Hexenfrühstück“ ins Schöneberger Rathaus eingeladen. Bekanntlich treffen sich die Senatorinnen jeden Dienstag vor der Senatssitzung. Nicht etwa, um regierungsmäßig etwas auszukungeln, wie Heide Pfarr betont, sondern um der gegenseitigen weiblichen Unterstützung willen. Wenn soviele Hühner dicht beieinander hocken, fällt es kaum auf, daß eine Henne wieder einmal fehlt. Selbst Senatssprecherin Ingrid Kiehle vergaß im Eifer der Selbstdarstellung zunächst den Hinweis auf die abtrünnige Kultursenatorin Anke Martiny.
„Bislang ist alles noch sehr, sehr schön“, bilanziert Frauensenatorin Anne Klein. Kein Wunder, denn Frauen seien eben kooperativer, hätten eher Mut zu trial-and-error -Entscheidungen und einen anderen Führungsstil. Und das von der neuen Politik bislang nur so wenig nach außen gedrungen ist, erkläre sich dadurch, daß Frauen nicht soviel an Außenwirkung liegt. Sie wollen eben erst leisten und dann reden. Den nichteingeladenen Frauen von der Mädchenhausinitiative und den Vertreterinnen des Berliner Kultursalons war das jedoch zuwenig. Mit Flugblättern und Transparenten machten sie auf ihre Forderungen aufmerksam. Mehr Geld für Frauenforschung und Mädchenhäuser.
Und während die einen noch aufmerksam den Ausführungen der Senatorinnen lauschten, wurde von hinten bereits langsam das kalte Büffett aufgerollt. Nur eine Torte widerstand zum Glück dem Ansturm, um dann von Senatorin Sybille Volkholz stolz in die Kamera gehalten zu werden: „Selbstgebacken! Der Atmosphäre wegen.“ Scheint so, als hätten die Herren Senatoren zumindest in dieser Hinsicht noch einiges nachzuholen.
-guth
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