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Haftbefehle gegen kolumbische Guerilleros

■ Friedensverhandlungen zwischen M-19 und der Regierung könnten ins Stocken geraten / ELN-Guerilla kämpft weiter

Bogota (afp/taz) - Ein Gericht in Bogota hat am Wochenende Haftbefehle gegen die gesamte Führung der linksnationalen Guerillabewegung M-19 erlassen, obwohl sich die M-19 zur Zeit in Friedensverhandlungen mit der Regierung befindet. Das Gericht erhob Anklage gegen Carlos Pizarro, Chef der M -19, sowie gegen sämtliche Mitglieder der obersten Führung. Ihnen soll wegen der Entführung des konservativen Politikers Alvaro Gomez, bei der im Mai vergangenen Jahres ein Leibwächter erschossen wurde, der Prozeß gemacht werden. Die Regierung erklärte, sie müsse die Entscheidung der Justiz respektieren.

Ob die Haftbefehle die seit Anfang des Jahres laufenden Verhandlungen ins Stocken bringen könnten, ist noch unklar. Regierung und Guerilleros verhandeln über die Wiedereingliederung in das legale politische System sowie über politische und soziale Reformen.

Die M-19 ist bisher die einzige größere Guerillabewegung Kolumbiens, die sich zu umfassenden Verhandlungen mit der Regierung des liberalen Präsidenten Barco bereit erklärt hat. Die kommunistische FARC, die größte Guerillabewegung Kolumbiens, hat bisher eine abwartende Haltung eingenommen. Derweil hat die castristische ELN ihre Aktionen in den Erdölförderungsgebieten verschärft: Am 17. Juni sprengte sie das größte Ölterminal Kolumbiens im Karibikhafen Covenas in die Luft. Energieminister Oscar Mejia bezifferte den Schaden auf mindestens 70 Millionen Dollar. Die ELN verursachte 1988 mit ihrer Anschlagsserie gegen die Erdölpipelines wirtschaftliche Verluste von insgesamt 350 Millionen Dollar. Mit den Anschlägen wollen die Guerilleros die Verstaatlichung der Erdölfelder im Nordosten Kolumbiens erzwingen. Nur über dieses Thema, ließ die ELN wiederholt verlautbaren, könne mit der Regierung verhandelt werden.

Sowohl die Führung der M-19 als auch die linke Partei Union Patriotica haben an die ELN appelliert, die Bombenanschläge einzustellen. Die Gewerkschaft der Erdölarbeiter USO versicherte, daß die Verstaatlichung der Erdölförderung nicht mit terroristischen Mitteln erreicht werden könne. Ein Sprecher der M-19 bezeichnete die in der kolumbischen Öffentlichkeit äußerst unpopulären Bombenanschläge sogar als „schmutzigen Krieg“ - ein Schlagwort, das bisher nur für die Mordkampagne an der linken Opposition benutzt wurde.

C.K.

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