: Chabrols Wachsfigurenkabinett
■ V O R L A U F
(Masken, 21 Uhr, Nord 3) Chistian Legagneur ist ein berühmter Mann: Showmaster, ein Charmeur und umschwärmter Liebling von Millionen Fernsehzuschauern, die er allwöchentlich mit seiner Sendung „Bonheur Pour Tous“ (für unsere Nicht-Franzosen: „Glück für alle“) zu Tränen rührt. Kein Wunder also, daß der junge, ehrgeizige Journalist Roland Wolf ihn dazu bewegen will, seine Autobiographie zu verfassen.
In der Abgeschiedenheit von Legagneurs Landhaus beginnen die beiden mit der Arbeit an dem Buch. Dort, in der Privatsphäre liegt des Showmasters eigentliches Reich: Umgeben von einer stattlichen Zahl von Dienstboten regiert er mit eitler Selbstgefälligkeit und Bonvivant-Attitüde.
Wolf fällt nach kurzer Zeit auf, daß mit den Personen in Legagneurs Haushalt etwas nicht stimmt. Colette, die Sekretärin, Patricia, die Masseuse und Wahrsagerin, Max, der stumme Chauffeur und begnadete Koch, sowie Chaterine, die seltsam verstört wirkende Patentochter, alle scheinen sie ein Doppelleben zu führen. Der Journalist will den Dingen auf den Grund gehen, beginnt, auf kleine, scheinbar unwichtige Dingen zu achten, und wird dabei langsam zum erbitterten Gegner Legagneurs, dessen Maske er ihm vom Gesicht reißen wird.
Claude Chabrol hat mit dem 1987 entstandenen Film wieder ein Glanzstück bitterböser Gesellschaftssatire geliefert. Nebenbei verpaßt er der TV-Unterhaltungsmaschine noch einen schönen Seitenhieb. Die Rolle des abgefeimten Fernseh -Entertainers spielt Philippe Noiret.
taz
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