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BASF-Aussperrung schon im sechsten Jahr

■ Kritische Aktionäre unterstützen US-Arbeiter / Gegenanträge fordern Dividendenkürzung

Aus Ludwigshafen Rolf Gramm

Die Aussperrung von Arbeitern durch die BASF im Werk Geismar in Louisiana (USA) geht inzwischen ins sechste Jahr, ohne daß ein Ende dieses Arbeitskampfes absehbar wäre. Auf der heutigen BASF-Aktionärsversammlung werden - wie schon in den Jahren zuvor - erneut Vertreter der amerikanischen Chemiearbeitergewerkschaft „Oil, Chemical & Atomic Workers“ (OCAW) das Verhalten des BASF-Managements in diesem Konflikt ansprechen.

Die BASF hatte im Jahre 1984 in ihrem Werk in Geismar insgesamt 370 Arbeiter ausgesperrt und durch billigere Leiharbeiter ersetzt. Die Arbeiter hatten sich für eine Offenlegung der hochgiftigen Produktion und die Einhaltung von Sicherheitsbestimmungen eingesetzt.

Zwar habe der Chemie-Multi Ende 1987 einseitig die Ausperrung für beendet erklärt, doch die Wiedereinstellung von 110 Instandhaltungsarbeitern werde nach wie vor verweigert. Auch jene 234 Chemiearbeiter, die jetzt wieder im Werk arbeiten könnten, seien noch immer ohne Verträge und damit ohne Beschwerderechte und ohne Kündigungsschutz. Das erklärte im Vorfeld der Aktionärsversammlung der OCAW -Funktionär Francis Fortino in Ludwigshafen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vertretern der „Aktion Alternativer BASF-Aktionäre“. Erst vor zwei Wochen hätten die Arbeiter es erneut abgelehnt, über ein Ultimatum des Managements auch nur abzustimmen. Danach hätten die Ausgesperrten sich gegen eine Abfindung bereit erklären sollen, auf die Wiedereinstellung zu verzichten. „Unbegründet und zu niedrig“ sei dieses Angebot gewesen, so Fortino.

Ärger hat die BASF auch mit der Sanierung einer früheren Pestizid-Produktions-Anlage in Geismar für 30 Millionen Dollar, mit ihrem Plan einer Giftmüllverbrennungsanlage in Indiana und einer Genforschungsanlage in Boston.

Insgesamt werden die kritischen BASF-Aktionäre sechs Anträge vorlegen. Unter anderem soll mit einer Dividendenkürzung die Giftmüllvermeidung bei BASF finanziert werden. Bislang werden in sechs Verbrennungöfen jährlich 220.000 Tonnen Giftmüll verbrannt; ein weiterer Ofen ist im Bau, ein achter ist geplant. Verlangt wird außerdem der Bau einer Denitrifizierungsanlage, um die Ammoniumstickstoff -Einleitungen in den Rhein zu beenden, in den derzeit täglich etwa 50 Tonnen der Substanz eingeleitet werden.

Vorgeworfen wird dem Chemiekonzern auch, im US -Rüstungsgeschäft tätig zu sein. Die Tochterfirma Structural Materials in Charlotte, in der Verbundwerkstoffe hergestellt werden, sei auch an der Entwicklung des Radarecho -schluckenden US-Bombers „Stealth“ beteiligt.

Ein Video über den Arbeitskampf in Geismar ist erhältlich bei: UNIDOC Film u. Video GmbH, Balkenstr.17, 46 Dortmund

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