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Emotionslose Südafrika-Debatte

■ Bei der Daimler-Jahreshauptversammlung nahmen sich die Kontrahenten in Sachen Apratheid ernst / Umsatzrückgang im Pkw-Geschäft / Sechs Semester Volkswirtschaft reichen nicht

Berlin (taz) - Eines Rüstungskonzerns würdig war das wehrhafte Ambiente der Jahreshauptversammlung der Daimler -Benz AG gestern in Berlin. Eine Unzahl von Polizeifahrzeugen sicherte weiträumig das Gelände rings um das Internationale Kongreßzentrum. Die Rede der Hauptfigur des Tages, Daimler-Vorsitzender Edzard Reuter, war über weite Strecken von Defensive geprägt. Da war zum einen die Schreckensbotschaft für das zu rund „70 Prozent anwesenden Grundkapital“ (wie sich Moderator und Aufsichtsratsvorsitzender Alfred Herrhausen ausdrückte): Der Absatz in der einstigen Hauptsparte des Unternehmens, dem Pkw-Geschäft, ist in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um acht Prozent abgesackt. In weiten Teilen seiner Rede ging Reuter auch auf die Kritik einzelner Aktionäre an der Belieferung südafrikanischer Militärs mit Kriegsgerät ein (siehe Seite 9), die erst in der späteren Aussprache geübt wurde. Schließlich verteidigte sich der Konzernchef auch gegenüber den Kritikern der geplanten Kapitalbeteiligung an Messerschmitt-Bölkow-Blohm. Vor allem könne hier nicht von einer Konzerngröße die Rede sein, die volkswirtschaftlich nicht mehr vertretbar sei.

An der geplanten Fusion kam aus Aktionärskreisen indes weniger Kritik als erwartet. Vielmehr erhielt das Management starken Rückenwind von Versammlungsrednern. Insbesondere der legendäre Aktionär Fiebig, der bislang noch auf jeder bedeutsamen Jahreshauptversammlung seine Mitaktionäre auf das einschwor, auf was es ankomme - Profite machen -, war erneut der Star: Da würden Leute direkt von der Uni in die Wirtschaftsredaktionen überwechseln und sogleich rumkritisieren an der Großfusion. Schon gar nicht wollte er sich diesbezüglich etwas von Reuters Parteifreund, dem wirtschaftspolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Wolfgang Roth, sagen lassen, der „gerade mal lächerliche sechs bis acht Semester Volkswirtschaft belegt habe“. Die Auseinandersetzung im Saale über die Südafrika-Politik verlief weitgehend emotionslos. Als der Direktor der Weltkampagne gegen militärische Zusammenarbeit mit Südafrika, Abdul Minty, ans Mikrofon trat und leisester Unmut aufkam, bat Herrhausen, man möge bitte in aller Ruhe zuhören. Andererseits nahm Minty Reuters Haltung ernst, es bleibe aus ethisch-moralischen Motiven beim Südafrika -Engagement Daimlers. Reuter sicherte eine genauere Erfassung zu, wie in welchem Ausmaß Daimler-Fahrzeuge ans Militär gingen. Ein kleines Eigentor war es schließlich, daß man die Südafrika-Debatte auf die Nachmittagszeit legte, bei der die Presse nicht mehr so aufnahmebereit war: Die Reihen waren zu mehr als drei Viertel gelichtet, und so standen sich Befürworter und Gegner der Südafrika-Geschäfte im Auditorium nahezu zahlengleich gegenüber.

ulk

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