: U N V E R B R E M T Denkmal unter Wasser
■ Tunnel hat auch ohne Verkehr innovative Bedeutung
Hunderte Straßenbrücken stehen verloren in der bundesdeutschen Landschaft herum. Das besondere an ihnen: Weder führt eine Straße hin, noch eine weg. Sie sind nichts als Denkmäler einer euphorisierten Teer-Pisten-Planung der 70er Jahre, die von arabischen Scheichs gerade noch rechtzeitig per Ölpreisboom gestoppt werden konnte. Allein die Brücken waren schon in den Sand gesetzt, bevor die Straßenpläne kippten.
Ende der 80er Jahre scheint sich nun auch die niedersächsische Landesregierung endlich ihr Denkmal setzen zu wollen. Im Unterschied zu den verlorenen Brücken soll es allerdings statt ein paar Millionen gleich eine ganze Milliarde Mark kosten: der Dedesdorfer Tunnel. Zwar müßte der erforderliche Verkehr erst noch erzeugt werden, um die Unterwasser-Buddelei zu rechtfertigen. Die „Küstenautobahn“, die dazu dienen könnte, will die Landesregierung gerade nicht bauen - sagt sie. Aber macht nichts: Selbst wenn schließlich keine Straße in den Tunnel hinein und keine heraus führen wird, in einem wird die Landesregierung Neues schaffen. Im Unterschied zu all den verlorenen Brücken wird das Tunnel-Denkmal bestimmt unter Wasser bleiben.
Dirk Asendorpf
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