: Abschließender Kommentar-betr.: "Welche Freiheit?", taz vom 3.6.89, Leserbrief vom 27.6.89
betr.: „Welche Freiheit?“, taz vom 3.6.89, Leserbrief Müller -Lenhartz vom 27.6.89
Hier ein von meiner Seite aus abschließender Kommentar (die taz ist ja keine Briefbörse) zu einem im zweiten Aufguß noch böswilliger gewordenen Brief:
1. Wenn aus „geradezu rassistisch“ in meiner Wiedergabe „quasi rassistisch“ wird, bleibt der Brief vom 20.6. immer noch das, was er ist, auch wenn der Schreiber inzwischen auf Distanz zu seinen eigenen Thesen geht.
2. Der erneut vorgeführte „nackte Frauenhintern“ als behaupteter Prototyp kulturverachtenden Verhaltens ist eine nunmehr zum Gähnen langweilige Reduzierung, ebenso wie die bewußte Reduzierung meiner Argumente auf die Behauptung, der besagte Hintern allein bedeute „weibliche Lebendigkeit“.
Wer auf dieser Ebene noch zu argumentieren meint, versucht wohl eigentlich, eigene Ängste und Neid gegenüber Frauen abzureagieren.
3. Nochmals: Wer spricht? Was ist mit dem männlichen Blick? Weshalb werden ausgerechnet als „aufreizend“ behauptete Frauenkörper als Vorreiterinnen der Kulturverachtung dargestellt und kein Buchstabe an die zahllosen Männer (tollkühn?) in ihren fliegenden Bumskisten verschwendet? Soll der Iran, in dem die männlichen „Revolutionswächter“ mit der Peitsche gegen „zu westliche“ Frauen vorgehen, etwa ein Beispiel eines kulturell achtbaren Staates werden?
4. Das Selbstbestimmungsrecht von Frauen beginnt weder mit Nacktheit noch endet es damit oder erschöpft sich darin. Beginnt die Achtung einer Kultur nur mit kritikloser Akzeptanz selbst ihrer frauen- und körperfeindlichen Anteile? Und: was heißt „Achtung“ beziehungsweise wer legt diese fest?
Bärbel Pandora, zur Zeit Berlin-West
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