: SCHWARZE ZAHLEN
■ Heribert Sasses letzte Spielzeit
„Wenn ich die Regisseure der kommenden Spielzeit von Anfang an zur Verfügung gehabt hätte, wäre mir wohler gewesen.“ Und dennoch strahlte Heribert Sasse Zufriedenheit aus angesichts der Tatsache, daß 738 Vorstellungen im in der letzten Spielzeit einen Besucherschnitt von 73% gehabt hätte. Die Ursache dafür sieht er in seinem Konzept, mittels Boulevardstücken Mehrfachbesucher zu bekommen, was dazu geführt hat, daß er einen Überschuß erwirtschaftet hat.
Die Uraufführung des Stückes „Elisabeth II.“ des im Februar verstorbenen österreichischen Autor Thomas Bernhard in der Regie von Niels-Peter Rudolph gehört zu den 16 Premieren, die der Generalintendant der Staatlichen Schauspielbühnen Berlins, Heribert Sasse, in seiner letzten Spielzeit 1989/90 herausbringen wird. In dem Stück, das am 5. November im Schiller-Theater Premiere haben wird, spielen unter anderem Sabine Sinjen, Kurt Meisel und Walter Schmidinger. Der Franzose Jerome Savary inszeniert in einer deutschsprachigen Erstaufführung den französischen Abenteuer-Klassiker „D'Artagnan und die drei Musektiere“ nach dem Roman von Alexandre Dumas. Es spielen unter anderem Guntbert Warns, Erich Schellow und Heinz-Werner Kraehkamp (Premiere am 26.September). Savary werde, so betonte Sasse „seinem Namen alle Ehre machen und ein großes Spektakel mit Pferden, Feuer und Wasser bieten“. Die erste Premiere in der neuen Spielzeit ist am 3. September im Schiller-Theater mit William Shakespeares „Maß für Maß“. Regie führt Niels-Peter Rudolph.
Sasse wird im Schiller-Theater im Januar Ödön von Horvaths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ inszenieren. Ein in Genf angesiedeltes Zweipersonen-Stück über Ost-West-Diplomatie, „Ein Waldspaziergang“ von Lee Blessing, bringt Sasse als deutschsprachige Erstaufführung am 8. September im Schloßpark-Theater, wo unter anderem noch „Der Zerrissene“ von Johann Nestroy und „Der Florentinerhut“ von Eugene Labiche auf dem neuen Spielplan stehen werden.
Im Großen Haus sind noch die Stücke „Hexenjagd“ von Arthur Miller (Regie Franz Marijnen) und „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ von Ferdinand Raimund in der Inszenierung von Holger Berg geplant. In der Werkstatt des Schiller-Theaters gibt es unter anderem die deutschsprachige Erstaufführung „Frau Klein“ von Nicholas Wright in der Regie von Rosemarie Fendel und „Der Auftrag“ von Heiner Müller in der Inszenierung von Carlos Medina vom Ost-„Berliner Ensemble“.
Sasse betonte vor Journalisten im Hinblick auf den Wechsel in der Intendanz zum Ende der nächsten Spielzeit, er habe „fest vor, der neuen Intendanz einen vollen Geldtopf zu hinterlassen, anders als es mir in der Vergangenheit passiert ist“. Auf seine künftigen beruflichen Pläne angesprochen und unter anderem gefragt, ob er wieder an das Renaissance-Theater zurückkehren wolle, das er vor seiner Generalintendanz an den Staatlichen Schauspielbühnen geleitet hatte, erklärte er: „Eine solche Rückkehr ist sicher nicht zu Ende diskutiert, aber es wird irgendwann das Renaissance-Theater wieder unter meiner Leitung geben.“ Der Vertrag des jetzigen Intendanten Gerhard Klingenberg, der kürzlich seinen 60.Geburtstag feierte, läuft noch bis 1995.
dpa/taz
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