: Blau-Weiß pfeift im Walde
■ Optimistische Pläne für die Zukunft / Image muß poliert werden / Rahmenprogramm mit Volksfestcharakter im Olympiastadion
Fast hört es sich an wie das Pfeifen im Walde, wenn sich die Blau-Weißen ihre Zukunft vorstellen: Einen Aufstiegsplatz in die erste Liga wollen sie erreichen und weiter vor Hertha die Nummer eins in Berlin bleiben. Worauf sich dieser Optimismus begründet, ist allerdings schwer auszumachen. Fest steht lediglich, daß die Mariendorfer sich in den letzten Monaten gründlich blamiert haben.
Nach dem Gewinn der „Herbstmeisterschaft“ erfolgte der freie Fall auf den achten Platz mit Heimniederlagen gegen den Absteiger Bayreuth und der Null-Bock-Kick gegen Düsseldorf. Rasanter noch war das Absinken der Besucherzahlen, das den angestrebten Schnitt von 8.000 für die nächste Saison trotz des Lokalderbys illusorisch erscheinen läßt. Die einzige Spitzenleistung der abgelaufenen Saison haben die Blau-Weißen in Sachen Unfairneß erbracht: Sie sammelten die meisten gelben und roten Karten.
Nun aber soll alles anders werden; ein neuer Präsident ist gewählt, mit einer Million DM Sponsorenknete wird gerechnet, und die Mannschaft ist gründlich umgekrempelt. Einige der unter Bernd Hoss lustlos herumspielenden Balltreter sind vom neuen Coach Bernhard Schumm oder dem Vorstand aus der Mannschaft befördert worden, weil Alter oder Gehaltsforderungen zu hoch waren. Neben Peter Stark und Jörg Gaedke haben auch Reinhard Mager, Allan Clarke und Frank Nitsche einen mehr oder weniger freiwilligen Abgang gemacht.
Neu dabei sind die Herren Motzke, Kutschera, Wagner und Kunert, allesamt Amateure und bis auf den letztgenannten aus Bayern. Zurück kehrt auch der an Hertha verliehene Brefort. Abgesehen davon, daß die Spieler ausgesprochen billig waren, soll die neue Personalpolitik das Klima in der Mannschaft verbessern.
Am meisten aber hat der Verein damit zu kämpfen, daß er kein attraktives Image hat: Interesse an Blau-Weiß haben die Fußballfans nur, wenn das Team Leistungen zeigt. Zudem beklagt das Management die mangelnde Atmosphäre für die spärlichen Zuschauer im Olympiastadion. Abhilfe soll ein Rahmenprogramm mit Volksfestcharakter schaffen - Hauptsache, das Einschlafen der Zuschauer wird verhindert.
Schmiernick
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen