Integrer Hinterbänkler

Griechenlands neuer Ministerpräsident Tsannis Tsannetakis ist ein perfekter Übergangskandidat  ■ P O R T R A I T

Den neuen griechischen Ministerpräsidenten Tsannis Tsannetakis zeichnet vor allem eins aus: Er ist kein ernsthafter Konkurrent zum Chef der konservativen Nea Demokratia, Konstantin Mitsotakis. Weil der aber in einer Koalition als Premier für das Linksbündnis nicht in Frage kam, mußte ein möglichst schwacher, aber auch integrer Mann her. Tsannis Tsannetakis erfüllt beide Voraussetzungen. Im Parlament, dem er seit 1977 angehört, gilt er als farbloser Hinterbänkler ohne eigene Hausmacht. Zum Parteivorsitzenden hat er keine persönlichen Beziehungen - beste Voraussetzungen dafür, daß Mitsotakis, eine Art Athener Oggersheimer - ihn jederzeit kontrollieren kann.

Tsannetakis kann mit Erfahrungen in der Administration aufwarten. 1974 wurde er Generalsekretär des Nationalen Fremdenverkehrsamts, 1977 berief ihn Premier Karamanlis zum Marineminister, und von 1980 bis zum Machtwechsel an die Pasok 1981 amtierte er als Minister für öffentliche Arbeiten.

Für das Linksbündnis und KP-Chef Florakis ist Tsannetakis vor allem deshalb akzeptabel, weil ihn eine lupenreine antifaschistische Vergangenheit auszeichnet. Als die Militärs im April 1967 putschten, verweigerte der königstreue Marine-Offizier und U-Boot-Kapitän den Dienst und nahm seinen Abschied. Wegen angeblicher Beteiligung an einer Verschwörung in der Marine gegen das Obristenregime wurde der heute 61jährige verhaftet, gefoltert und von 1969 bis 1971 auf die Gefangeneninsel Kythera verbannt. Antifaschistische Tradition und politische Schwäche - diese Kombination machte Tsannetakis zum akzeptablen griechischen Ministerpräsidenten auf Zeit.