Falsch verbunden

■ Ein ausländischer Berliner und eine Begegnung der unerwünschten Art in einer Telefonzelle

Er habe vor wenigen Tagen nahe dem Kaiserdamm in Charlottenburg in der Zelle gestanden und telefoniert, als der Mann plötzlich gegen die Scheibe trat, berichtet der türkische Sozialpädagoge D.. „Ich hasse die Kanaken“, habe dieser dabei gerufen und den Arm zum Hitler-Gruß erhoben. Anschließend habe er die Tür der Telefonzelle aufgerissen und ihn angegriffen. Sein Hemd sei dabei zerrissen, und im Krankenhaus wurde später eine Prellung festgestellt.

Nachdem es weitere Angriffe und Beschimpfungen vor der Zelle gab, sei endlich eine Polizeistreife vorbeigekommen. Deren energisches Vorgehen gegen den unbeirrt weiter geifernden Mann („Ich bin ein stolzer Deutscher!“) habe ihn angesichts der Meldungen über die starke „Republikaner„ -Gefolgschaft in der Polizei positiv überrascht.

Als der Deutsche ihn in Gegenwart der Polizisten erneut angriff, seien sie sofort dazwischengegangen. Umso negativer habe er dagegen die Reaktion von Zuschauern registriert. Keiner der vorbeilaufenden Menschen habe es nötig gefunden, zu seinen Gunsten einzugreifen.

Ein aus ihrem Wohnungsfenster lehnendes Ehepaar habe statt dessen den Schläger mit dem Ruf „hau ihm eins in die Fresse“ noch angestachelt. Ein Passant, der von dem Hergang nichts gesehen habe, wollte sich dennoch dem Schläger als Zeuge zur Verfügung stellen. Auch im Krankenhaus, wo er gemeinsam mit dem durch die Polizeiaktion verletzten Mann behandelt wurde, mußte er sich ausländerfeindliche Bemerkungen gefallen lassen.

„Nach dem Vorfall habe ich mich erstmals gefragt, ob ich noch hier bleiben kann“, erzählt D. Aber dann habe er sich gesagt, er könne sich doch nicht einfach so vertreiben lassen.

gn