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Auf Beute-Tour

■ Spekulant will Weddinger Familie räumen / Sozialamt verweigert Hilfe und verweist auf Obdachlosenheim

Seit Jahr und Tag zahlte Familie S. in der Weddinger Togostraße 8 ihre Miete zum 15., denn zu diesem Zeitpunkt erhält Herr S. auch seinen Lohn. Doch plötzlich gilt für den Vermieter diese langjährig gültige mündliche Absprache nicht mehr. Familie S. wurde wegen angeblich ständig unpünktlicher Mietzahlungen gekündigt.

Morgen sollen sie aus ihrer Wohnung geräumt werden. Helfen könnte allenfalls noch das Weddinger Sozialamt, doch der zuständige Sachbearbeiter weigert sich: statt dessen soll die Familie in ein Obdachlosenheim. Besitzer des Hauses ist ein gewisser Herr Beute, in der Branche kein Unbekannter. Wie in der Togostraße versucht Beute auch in seinen anderen Häusern mit Hilfe von privater Modernisierung die Mieten in die Höhe zu treiben, so z.B. in den ehemaligen Krankenhäusern Pücklerstraße 33 und Muskauerstraße 12 in Kreuzberg. Wer das nicht mitmacht, wird gekündigt und fliegt raus. In den letzten zwei Jahren stieg alleine die Miete der Familie S. von 311 auf 700 Mark, währenddessen kommt der Einbau einer Gaszentralheizung nur schleppend voran, in Decken und Böden klaffen Löcher. Mehr als zehn Mieter, so erzählt Herr S. seien in der Togostraße bereits vor die Tür gesetzt worden, weiteren drohe die Räumung. Viele, meist ältere Mitmieter würden sich den neuen Mietforderungen Beutes beugen, aus Angst vor der Obdachlosigkeit. Ähnliches wird auch aus dem Nachbarhaus und der Kameruner Straße 48, den anderen Beute-Häusern im Bezirk, berichtet. So bestätigt denn auch ein Mieterberater, Beute sei „der Schlimmste, der zur Zeit in der Branche sein Unwesen treibe“.

Der Bausenat, für Wohnungsräumungen zuständig, sieht keine Möglichkeit, das Schicksal der Familie S. noch abzuwenden. Angesichts Tausender von Räumungen sei man völlig überlastet. Absagen auch von der Sozialverwaltung. Man werde erst zuständig, wenn die Familie bereits obdachlos sei: Bei über 10.000 Obdachlosen, die zum Teil nicht mal einen Platz im Heim finden, ein Witz. Der Weddinger Sozialstadtrat Nisple (SPD) war gestern nicht zu erreichen. So bleibt Familie S. nur noch die Hoffnung auf eine weitere Fristenverlängerung, über die das Amtsgericht Wedding heute entscheidet. Helfen soll dabei ein ärztliches Attest. Letzten Freitag brach Frau S. zusammen, die Nerven machten nicht mehr mit.

Dirk Ludigs

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