: Zuckerbrot und Peitsche in Peking
■ Wer sich stellt, wird wieder freigelassen, andere werden mit strengen Strafen bedroht / Staatspräsident Yang: „Keine Angst vor irgendeinem Druck“ / US-Botschaft erhebt Protest
Peking (ap/afp/dpa) - Mit Zuckerbrot und Peitsche behandelt die chinseische Führung weiter Studenten, die der Teilnahme an der Demokratiebewegung verdächtig sind. Wer sich selbst stellt, wird wieder auf freien Fuß gesetzt, andere kommen in Haft. Das chinesische Fernsehen meldete am Montag die Verhaftung von fünf Studenten, die beim gewaltsamen Vorrücken des Militärs ins Pekinger Stadtzentrum eine Maschinenpistole entwendet haben sollen. Sie sollen streng bestraft werden. Drei weitere Hochschüler, die mit ihnen bei den Unruhen zusammen waren, seien wieder freigelassen worden, weil sie sich der Polizei gestellt hätten. Während ein Arbeiter verhaftet wurde. weil er ein Maschinengewehr versteckt haben soll, wurden zwei weitere wegen desselben Delikts beschuldigte freigelassen, nachdem auch sie sich der Polizei gestellt hätten. Von den 21 Studentenführern, nach denen landesweit gefahndet wird, wurden bislang sechs gefaßt, jedoch noch kein Verfahren eröffnet. Der taiwanesische Zeitungsreporter Hunag Teh-pei ist einem Bericht seiner Kollegen zufolge am Montag festgenommen worden. Er soll den untergetauchten Geschichtsstudent Wang Dan getroffen haben.
China hat „keine Angst vor irgendeinem Druck“ bekräftigte gestern Chinas Staatspräsident Yang Shangkun in Peking vor einer Parlamentsdelegation aus Guyana. China müsse seine Probleme selbst lösen.
Die amerikanischen Sanktionen gegen China, die US-Präsident George Bush nach dem Massaker angekündigt hatte, sind nach einem Bericht der „Washington Post“ weitreichender als ursprünglich angenommen. Bisher seien Lieferungen im Wert von meheren hundert Millionen Dollar zurückgehalten worden.
Die US-Botschaft in Peking hat am Montag zum ersten Mal offiziell den Vorwurf erhoben, daß chinesische Soldaten am 6. Juni willkürlich und mutwillig in Appartmentwohnungen amerikanischer und anderer Diplomaten in Peking geschossen hätten und daß die chinesische Darstellung der Vorgänge nicht stimmt.
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