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Bulgarische Tourismusbehörde besetzt

Gesellschaft für bedrohte Völker hält Pressekonferenz im staatlichen Fremdenverkehrsamt ab / Organisation fordert Boykott gegen Sofia / Bulgarisierungspolitik am Pranger  ■  Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) -Mehrere Mitglieder der Gesellschaft für bedrohte Völker besetzten gestern das staatliche bulgarische Fremdenverkehrsamt in Frankfurt, um es zu einem Forum für eine Pressekonferenz gegen die Vertreibungspolitik der bulgarischen Regierung umfunktionierten. Während die überraschten BulgarInnen den PressevertreterInnen gastfreundlich Kaffee servierten, forderte der Bundesvorsitzende der Menschenrechtsgesellschaft, Tilman Zülch, die Bundesregierung zum Handelsboykott und die Bundesbürger zum Urlaubsboykott Bulgariens auf. Hintergrund für das „Menschenrechts-Go-in“ ist laut Zülch die anhaltende Verfolgung und in letzter Konsequenz Vertreibung der in Bulgarien seit rund 500 Jahren ansässigen türkischen, jugoslawischen, pomakischen und Roma-Minderheiten (Pomaken sind Bulgaren, die zum islamischen Glauben konvertierten).

Während der seit 1984 laufenden Bulgarisierungskampagne der Zentralregierung in Sofia seien mindestens 300 bulgarische TürkInnen ermordet und rund tausend Menschen inhaftiert und auch gefoltert worden. Erst Ende Mai hätten Soldaten erneut 30 bulgarische TürkInnen erschossen. Zigtausende seien inzwischen aus Angst vor Repressionen in die Türkei geflüchtet. Zülch: „Bulgarien fällt zurück in die Zeit des Stalinismus und auch des Hitlerismus.“

Der Leiter des Fremdenverkehrsamtes legte im Gegenzug eine Erklärung zur „Krise in den bulgarisch-türkischen Beziehungen“ vor, in der von „provozierten Unruhen in einigen Landesteilen Bulgariens“ die Rede ist. Daß sich zur Zeit viele bulgarische Moslems „in der Türkei niederlassen“ würden, sei auf die „Öffnung der Grenzen Bulgariens“ zurückzuführen. Und dieses „natürliche Recht“, die Türkei oder andere Länder zu besuchen, würde von „interessierten Kreisen in der Türkei“ als Vertreibung bulgarischer Staatsbürger dargestellt. Der Vorsitzende des Ministerrates der Volksrepublik Bulgarien, Georgi Attanasow, habe der Türkei deshalb „pantürkische Großreichsambitionen“ vorgeworfen.

Da der Hausmeister des Fremdenverkehrsamtes inzwischen die Polizei gerufen hatte, verließen die etwa zehn MenschenrechtlerInnen - nach Aufnahme der Personialien Zülchs durch die Beamten - die Räumlichkeiten.

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