: IRA bekennt sich zu Anschlag auf Briten
Britischer Unteroffizier in Hannover von Autobombe zerissen / Frau und Kinder vier Kinder kamen verletzt davon / Zweiter Sprengsatz entschäft / Erstmals IRA-Anschlag in normalem bundesdeutschen Wohngebiet ■ Aus Hannover Jürgen Voges
Die Irisch-Republikanische Armee hat gestern die Verantwortung für den Sprengstoffanschlag übernommen, durch den in Hannover ein 31jähriger britischer Unteroffizier getötet wurde. Der Corporal Steven Smith war am Sonntag abend kurz nach 18 Uhr von einem Sprengsatz zerrissen worden, als er in einem hannoverschen Wohngebiet mit seiner Frau und vier Kinder in sein Auto einsteigen wollte. Die Frau des Soldaten und seine vier Kinder im Alter von zwei bis elf Jahren erlitten Verletzungen, die nicht lebensgefährlich waren. Ein zweiter Sprengsatz, der kurz nach der Explosion ebenfalls in der Kaiserallee in Hannover unter einem weiteren britischen PKW entdeckt wurde, konnte von Beamten des niedersächsischen Landeskriminalamts mit Hilfe eines Roboters entschärft werden. In der Kaiserallee wohnen neben deutschen Familien etwa 40 britische Soldaten mit ihren Angehörigen.
Nach Angaben der Bundesanwaltschaft in Karlruhe war die zweite entschärfte Bombe in einem Holzkästchen mit Haftmagneten unter dem PKW angebracht. Über Art und Zündmechanismus des Sprengsatzes, der den Mercedes der Familie Smith völlig zerstörte, konnte die Bundesanwaltschaft gestern noch keine Angaben machen. Sie geht jedoch bisher von zwei baugleichen Sprengsätzen aus.
Die IRA hat sich gestern in einer über ihr Pressebüro in Dublin verbreiteten Erklärung zu dem Anschlag bekannt. Die IRA sei gezwungen, ihren „Kampf über die Grenzen von Irland hinauszutragen, weil die britische Öfffentlichkeit von der Regierung daran gehindert wird, etwas über ihr Versagen in Irland und den Widerstand gegen ihr Vorgehen zu erfahren“, heißt es unter anderem in der kurzen Erklärung. Bereits zu Beginn des Jahres hatte die IRA angekündigt, daß sie ihre Aktivitäten auf den 20.Jahrestag der Besetzung Nordirlands im August hin auch auf dem Kontinent verstärken werde. Vor vierzehn Tagen enstand durch einen frühzeitig entdeckten Anschlag auf eine britische Kaserne in Osnabrück lediglich Sachschaden. Drei IRA-Anschläge im Jahre 1988 richteten sich ebenfalls gegen britische Militärgebäude. Ein Todesopfer forderte in der Bundesrepublik bisher ein der IRA zugeschriebener Anschlag, bei dem im Jahre 1980 in Bielefeld ein britischer Oberst erschossen wurde. In Hannover hat die IRA erstmals einen Sprengstoffanschlag in einem Wohngebiet verübt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen