: Weltbank will mehr Pleiten
Schwerpunkt des diesjährigen Berichts: Bankenreform ■ Mit dem WELTENTWICKLUNGSBERICHT auf Du und Du
Bonn (ap) - Die armen Länder der Welt müssen nach Ansicht der Weltbank ihre nationalen Bank- und Finanzsysteme reformieren und effizienter gestalten. In dem am Mittwoch in Bonn veröffentlichten Weltentwicklungsbericht 1989 heißt es, in vielen Entwicklungsländern sei das Finanzsystem heute entweder den Anforderungen nicht gewachsen oder funktioniere nicht so effizient, wie dies möglich wäre. Reformen seien vordringlich, weil diese Länder wegen ihrer hohen Verschuldung und der voraussichtlich sinkenden Kapitalflüsse aus dem Ausland künftig mehr als bisher auf eigene Ersparnisse angewiesen seien.
Der Bericht sieht unter anderem einen Verzicht auf staatlich gelenkte Zinssätze und Kreditprogramme vor und empfiehlt eine rechtliche Stärkung der Kreditgeber gegenüber den Schuldnern sowie eine verbesserte Bankenaufsicht. Außerdem müßten unrentable Unternehmen entweder umstrukturiert oder geschlossen werden, aber nicht weiter mit neuem Kapital versorgt werden.
Die Ursachen der heutigen Misere liegen nach Ansicht der Weltbank unter anderem in den wirtschaftlichen Schocks der 80er Jahre und sind das Ergebnis der in den meisten Ländern verfolgten Entwicklungsstrategien. Eine Vielzahl der Finanzinstitute habe große Verluste erlitten, viele seien zahlungsunfähig und manche bankrott gegangen.
Unter staatlichem Druck hätten viele Banken Kredite zu Vorzugskonditionen an staatseigene Unternehmen vergeben, die jedoch häufig nicht zurückgezahlt worden seien. Die Zinsreglemetierung habe zudem das Sparverhalten im Land beinträchtigt und die Banken davon abgehalten, längerfristige oder riskantere Vorhaben zu finanzieren.
Eine Ursache für die Entscheidung vieler Banken, nicht gezahlte Kredite einfach auflaufen zu lassen und nicht zurückgezahlte Darlehen zu verlängern, sei aber auch, daß die Schuldner mit den Banken durch Beteiligungen verbunden seien. In anderen Fällen würden die Banken selbst zahlungsunfähig, wenn sie die Existenz notleidender Kredite eingestünden. Auf diese Weise würden zwar Konkurse vermieden, der Strukturanpassungsprozeß aber gleichzeitig ausgehöhlt.
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