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Aus den Niederungen der Hochschule

■ Peinlich, peinlich

Sehr geehrte Frau Riedmüller, unlängst erhielten Sie als Senatorin für Wissenschaft und Forschung einen Brief des Präsidenten der FU.

Er, Heckelmann, verweist in seinem Schreiben wiederum auf einige Briefe, die er in letzter Zeit von Ihnen erhalten haben will, in denen Sie ihn unter dem Betreff „Umsetzung der Koalitionsvereinbarungen zwischen AL und SPD vom 6. März 1989“ zur Umsetzung derselben in der FU aufgefordert hätten. Es sei mit der Autonomie der Hochschulen unverträglich, in solche Parteiabsprachen einbezogen zu werden, schreibt nun FU-Präsident Heckelmann.

Nun Frau Riedmüller, da hat Herr Heckelmann nicht so ganz unrecht, so leid es mir tut, dies als taz-Mitarbeiter zugeben zu müssen. Man stelle sich nur vor, wie die Linke aufgeschrien hätten, würde ihr Vorgänger Turner seine Briefe mit „Ausführung der Weisungen der CDU“ überschrieben haben. Daß Herr Heckelmann Ihnen in diesem Zusammenhang eine Distanzierung zu Koalitionsabsprachen unterstellt, entspringt allerdings eher seiner eigenen politischen Position.

Die Koalitionsvereinbarungen haben für Sie Handlungsgrundlage als Wissenschaftssenatorin zu sein. Dies sind Sie den Sie tragenden Parteien SPD und AL schuldig. Die Umsetzung der Koalitionsvereinbarungen liegt jedoch in Ihrer Machtvollkommenheit als Senatorin. Sie sind dafür politisch verantwortlich und Sie haben dafür geradezustehen.

Daß diese Nachhilfe in puncto Hochschulpolitik ausgerechnet von Herrn Heckelmann kommen muß, ist äußerst peinlich. Aber auch Herr Heckelmann wäre glaubwürdiger, wenn er bereits in früheren Zeiten auf die Autonomie der Hochschulen gepocht hätte. Schließlich hatte gerade er mit den Kuratoriumsbeschlüssen an der FU Ende letzten Jahres die akademische Selbstverwaltung hintergangen und damit die Hochschulautonomie ausgehöhlt.

Mit freundlichen Grüße

Franz Besserwisser

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