: Sinnliches vom Schlachter
■ Die oder besser der „Jazz Butcher“ im Römer
Hochsommerliche Temperaturen in der Stadt, die eine Hälfte Bremens wandelte über die Breminale, während der Rest wahrscheinlich bei kühlen Getränken in Gartenlokalen saß. Und doch hatte sich eine kleine Schar im Römer eingefunden, um zwei junge Herren in properen Anzügen zu beklatschen, die nacheinander und allein zur eigenen Gitarrenbegleitung besinnliches Liedgut vortrugen. The Jazz Butcher war einmal eine richtige Band, doch nun ist nur noch Pat Fish übriggeblieben. Damit er nicht ganz allein Geld verdienen muß, tat er sich mit einem Manager und Peter Astor, dem Frontmann der Weather Prophets, zusammen und begannen mit sanften Tönen das Sommerloch zu stopfen.
Balladen von Eisenbahnzügen, die an Fenstern vorbeifahren, Liebeslieder über dieses bestimmte Gefühl, das mit der Zeit immer weniger wird („Love surprise can't last forever“) und eine musikalische Abhandlung über des Kaisers neue Kleider erfreu
ten die Ohren des Auditoriums. Peter Astor sagte sich selbst in flüssigem Deutsch an. Als er dann noch das „Burn them deep“ der letzten Weather Prophets LP in deutscher Sprache intonierte, („Gib mir einen Flammenwerfer für's Gesicht“), wurde es allerdings peinlich.
Pat Fish begann seinen Auftritt auch mit deutschem Gerede, um zu beteuern, daß er sich nicht am Anfang einer neuen Karriere befände und auch nicht Tracy Chapman sei. Der freundliche Engländer, „Danke schön, Sie sind sehr nett“, reüssierte dann mit Lou Reed-Adaptationen, mit denen er schon vor einigen Jahren penetrant auffiel, einem russischen Volkslied, das begeistert beklatscht wurde, und über das schlechte Essen in Kalifornien, wobei er sich als Brite vielleicht doch zunächst mal an die eigene Nase fassen sollte. Fish wurde sogar mit seinem Saitenspiel heftig, doch sauber blieb der Abend trotzdem. Vielleicht etwas zu sauber. Jürgen Franck
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen