: Pfirsichbacken mit Melba
■ Ein Vormittag im breminalischen Kindertheater
Edel ist das Kind, dankbar und gut, und ein normalnörgelnder Theaterbesucher könnte sich ein Knüstchen von ihm abschneiden.
Daß die Sonne ihre große Show-Einlage ausgerechnet auf der Breminale zeigen würde, war zwar heiß ersehnt, aber nicht eingeplant. Und so kam es, daß sich an einem breminalischen Donnerstagmorgen in drei Ofenzelten Hunderte von Pfirsichbäckchen mit fleckiger Melbaröte überzogen, von den Lehrer-Mütter-Backen mal ganz abgesehen. Pro Zelt schmolz jeweils eine Altersstufe dahin und blieb trotzdem sitzen. Das ist Disziplin, die echter Begeisterung entspringt; was gelernt sein will.
Wo man hinsah, Schultheater.
Da gastierte für die neuesten Pfirsiche das Altmeistermärchen „Die goldene Gans“ von Dritt-und Viertkläßlern der Grundschule am Osterhop, die in der Manege des „Schuppens“ mit viel Witz und Einfallsreichtum ihre Nackedeis im Zirkusrund zu heftigem Mitreden mitgehen ließen.
Auch im nächsten Zelt saß die Hitze das Schweißproblem aus. Und wieder: unschuldigste Begeisterung auf den Gesichtern. Kind ist bloß älter und weiß, wie man sich Luft zufächelt. „Am Montag ist alles ganz anders“ hieß das Stück der Theater -AG aus Ganderkesee, nach einem Buch von Christine Nöstlinger, der Kinderautorin mit dem größten einschlägigen Themenvor
kommen. Hier herrschte nun die nackte Wirklichkeit auf der Bühne statt auf den Rängen: Kati hat Zoff mit ihrer Mutter, dafür ist aber die Oma eine Wucht von Vertrauter und dazu quietschlebendige Friseuse, was Mädchentraum und Unglaubwürdigkeit aufs wirklichste verbindet. Natürlich lernt die Mutter am Schluß dazu, sonst würde das Stück ja niemand happy entlassen.
Bloß vier kleine Aufmüpfige lehnten am Luftloch zur Außenwelt. Ihr Lehrer wollte sie nicht in die Freiheit entlassen. Irgendwo gab's auch noch Revolutionslieder für die mittelalte Jugend, aber da knickten die Knie der Berichterstatterin in Richtung Getränkestand. Zu war der. Zu! Ein Wüstenwitz! Claudia Kohlhas
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen