: Aus der Schwester- und Brüderstadt
■ Breminale/Ambiente: SchriftellerInnen aus Rostock
Zum zweiten Mal lasen SchriftstellerInnen aus der Partnerstadt Rostock in Bremen. Was laut Michael Augustin (RB, Heimatfunk) „fast schon eine Tradition“, ist, kam zustande durch Initiative des VS, der Breminale und Radio Bremens. Und nicht, wie der Kunstsenator glaubt, durch die seine. Jedenfalls nicht bis jetzt.
Kurt Bisalski las - von zartem Durchschlagpapier, bürogeklammert - Sagen aus der Rostocker Gegend, die er für Kinder zusammengetragen und mit ein bißchen Schalk versehen hat. Ursprünglich sind die nämlich düster, sagt er, und liegen schwer im Magen. Anders als die Sage über Die Hunde von Poel, die verrät, warum sich die unter die Schwänze gucken. (Weil sie immer noch nach dem Protokoll suchen, in dem ein Festlandsgericht den Hunden der Insel Poel bestätigt, daß sie sonntags ein Recht auf Fleisch haben. Das hat aber der Rüde, der's unterm Schwanz zur Insel rüberschwimmen sollte, eingebüßt. Deshalb.)
Monika Lätzsch las aus ihrem Roman Die Entfernung, der 1991 im Rostocker Hinstorff-Verlag herauskommen soll: Ein Zwiege
spräch einer Frau mit einem Du, das lange die große Liebe war. Ein Text, in dem die Plastiknäpfchen natürlich Plastenäpfchen heißen und eine Frau sich danach sehnt, das weiße Schiff, das von Koblenz den Rhein runter fährt, jedenfalls einmal zu sehen oder jedenfalls mit jemandem darüber zu reden.
Kontrastprogramm dazu: Harri Engelmann, ein ansehnlicher Mann, der seit 22 Jahren als KFZ-Schlosser arbeitet und seit einem Fernstudium am Leipziger Johannes R. Becher-Institut 1984-1987 Erzählungen schreibt. Die ersten sind 1988 im Verlag Neues Leben erschienen, Signale im Regen. Extrem kurzweilige Geschichten, wie die von dem Iren, einem einäugigen, ganzen Kerl, der im Cafe Caro, -solls in Rostock auch geben! - kellnert. Der, ein ehemaliger Bootsmann, nimmt „Bestellungen entgegen wie Befehle, es sei denn, sie sind nachlässig oder ungenau hervorgebracht.“ Und irgendwann kommt eine bestimmte Frau. Harri Engelmann erzählt gern über ungewöhnliche Kerls, bündig und richtig witzig.
Uta Stolle
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