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Wanderer zwischen den Zelten

■ Musikalische Breminale zum zweiten

Schon nach einer Stunde erweist sich die professionelle Begehung der Breminale als Tortour. Das Wetter ist zu gut, die Zelte sind stickig und alle zehn Meter unterbricht ein Bekannter den zielgerichteten Gang zum nächsten Veranstaltungsort.

Fünf BremerInnen eröffneten den Konzertabend mit solidem Pop-Rock der eingängigen Art. Second Sight spielten sich mit eingängigen Mustern in die Ohren des Publikums, doch zu fesseln vermochten sie nicht. Also 'raus aus dem Zelt, 'rein ins Gewühl an der Weserpromenade und mit Scheuklappen vorwärts in Richtung großes „Kraftwerk“ zu I'm Hungry. Die drei Frauen und vier Männer aus Hamburg boten NoPop, schräges Musikgut bis hin zum Big Band Sound. Eigentlich sollte dem agilen Septett angetragen werden, das Programm etwas

abzuspecken, denn zuweilen wirkten sie überakzentuiert. Nichts gegen kleine Anleihen bei Zappa oder Fake Jazz Formationen, aber besonders die stimmlich versierte Sängerin könnte hin und wieder in ihrem Bombast-Gestus einen Gang runterschalten. Trotzdem sollten die hungrigen Norddeutschen einmal wiederkommen, in Bremen gibt es keine solche Band.

Schnell noch ein schlecht gezapftes und überteuertes Bier für die „Schleuse“. Unterwegs stört die Babyleistungsschau der Bremer Väter-und Mütterschaft den steten Schritt, aber dann ist es soweit für das Aha-Erlebnis kurz nach zehn. Der Londoner Chris Newman mit seinem männlichen Begleittrio Janet Smith sorgte für Lachtränen. Zu spärlichen Tönen der Band (dr, b, sax) stand da zuerst ein Mann mit Kräuselhaaren,

Brille und Anzug auf der Bühne und sang mit hoher Fistelstimme und rollendem 'R‘ von Schuppen auf der Kopfhaut. Zu grotesken Posen heulte er „My wife is french, wherever she goes“, zuletzt sogar lang ausgestreckt auf dem Boden. „We appreciate your response“, bemerkte er spitz und die ZuhörerInnen klatschten sich wund. Ob sein frankfreier Zugabenteil über französische Variationen des Geschlechtsverkehrs von allen verstanden wurde, kann bezweifelt werden.

Was sollte danach noch kommen? Noch ein schlechtes Bier und dann die Lokalmatadoren Supportez Les Mineurs. Ein Hang zum Professionellen ist dem Quintett nicht abzusprechen, doch ihr aalglatter Popsound war einfach zu viel des Guten. Ab ins Stroh an der Open-Air Leinwand. Feierabend. Jürgen Franck

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