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„Erosion der Gesellschaft“

■ Oskar Negt zu den rechtsradikalen Wahlerfolgen

Der Hannoveraner Soziologie-Professor Oskar Negt hält die Wahlerfolge der Republikaner und anderer rechtsextremistischer Parteien für keine vorübergehende Erscheinung. Anders als vor zwei Jahrzehnten, als die NPD kurzzeitig Zulauf erhielt, sei jetzt ein langfristiges rechtsradikales Potential vor allem bei jüngeren Menschen festzustellen, sagte Negt am Freitag.

Negt: „Wir haben es sicher nicht mit einem Restpotential aus dem Dritten Reich zu tun. Anhaltende Arbeitslosigkeit, fehlende Perspektiven zerstören gerade bei jüngeren Menschen Utopien und

führen zu sozialer Orientie rungsnot.“ Verarmung einzelner Stadtteile oder das wachsende Drogenproblem seien Ausdruck einer „Erosion der Gesellschaft“. In dieser Situation würden ganz zwangsläufig schnelle Krisenlösungen und Vorurteile attraktiv, denen ein schlichtes Freund-Feind-Schema unterliege, meinte Negt.

Von einem Verbot hält Negt allerdings nichts. Nötig sei eine breite öffentliche Auseinandersetzung, die allerdings die sozialen Ursachen für das Erscheinen der Rechtsradikalen nicht ausklammern dürfe.

dpa

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