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SCHÖNSTE VERZWEIFLUNG

■ „Conreaction“ tanzte in der Pumpe

Sie müssen intensive Liebhaber des Kinos überhaupt und besonders des expressionistischen Films sein: William Maceri und Christal Harth-Gentinetta genießen nichts so sehr wie die dramatischen Höhepunkte.

Wenn Maceri seine Finger mit soviel Kraft krümmt, daß Sehnen und Muskeln der Arme deutlich hervortreten, erinnert er mich an Jean-Louis Barrault, der als Mr.Jekyll verzweifelt die Hände anstarrte, mit denen er als Mr.Hyde die Frauen würgte. Maceri läßt sich immer wieder von dem Gegensatz zwischen körperlicher Kraft und empfindsamer Seele zerreißen - ein Schmetterling, der im traurigen Körper von Frankensteins Monster wohnt - und er scheint sich dabei der Komik dieses Klischees nicht ganz bewußt zu sein.

Christal Harth-Gentinetta muß schicksalhafte Begegnungen mit Elisabeth Flickenschild hinter sich haben. Dem Hang zur Verzweiflung, der im Ausdruckstanz die schönsten Effekte verspricht, gibt sie sich ausgiebig hin. Ob nun äußere Gewalt oder innere Triebe sie so in Qualen sich winden lassen, tut anscheinend nichts zur Sache.

Dem dumpf-dräuenden und zum Zerreißen-Gespannten der Szenen lieferte Hartwig Nickola mit dem Kontrabaß die Klangkulisse. Fast immer folgte in den neun Nummern - „City-Stress“, „Der Tod“, „Voices of destruction“ usw. - auf einen spielerischen, manchmal auch meditativ ruhigen Beginn ein Ausbruch der Raserei. Beliebt war auch der Abgang gemessenen Schrittes ins Licht. Bald begannen sich die Bilder zu gleichen, schnell und mit viel Energie zum Höhepunkt getrieben, letztendlich aber nicht sonderlich differenziert. So glich der Abend der „Live Musik- und Körperkunst“ einer etwas einseitigen Talentschau.

Katrin Bettina Müller

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