: Gegen die belehrende große Schwester
■ Warum engagieren sich deutsche Frauen für Ausländerinnen? Für die eigene Karriere in der Wissenschaft, für den eigenen Arbeitsplatz im Frauenprojekt / Sie scheinen den „richtigen“ Feminismus gepachtet zu haben / Eine ernüchternde Bilanz
Liclin Orben-Schmidt
Die Autorin ist Filipina, lebt und arbeitet seit 1983 in der Bundesrepublik im Frauenbereich. Der folgende Artikel ist die gekürzte Fassung eines Referats, das sie auf einem Vernetzungstreffen von agisra (Arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und rassistische Ausbeutung) in Frankfurt hielt.
Frauen, Ihr sollt Euch nicht erschrecken, und Ihr braucht Euch nicht zu rechtfertigen, wenn Ihr von mir harte Worte zu hören bekommt. Sie sind nicht als Anklage gemeint. Die Schwierigkeiten sollen nur endlich auf den Tisch. Es hilft uns nicht, die Realitäten zu verschweigen.
Zuerst möchte ich behandeln: „Was heißt Ausländerin, asiatische Ausländerin?“ und: „Was heißt deutsche Frauen?“ Die gegenseitigen Klischees werden Thema dieses Teils sein und ein paar Gedanken zu der weitverbreiteten Selbsteinschätzung, deutsche Frauen und Lesben seien emanzipierter als Ausländerinnen.
In einem zweiten Teil werde ich auf die Frage eingehen: „Warum bauen deutsche Frauen Projekte für oder auch mit ausländischen Frauen auf?“ In diesem Teil will ich dann auch auf meinen Fall eingehen. Was heißt Ausländerin?
Eine Frau, die aus einem anderen Land kommt und in der Bundesrepublik wohnt; in unseren Zusammenhängen normalerweise aus der sogenannten Dritten Welt, d.h. aus den verarmten Nationen.
Sie hat eine ganz andere Kultur, Rasse und Sprache, andere Essenssitten und andere Gewohnheiten. Sie hat andere Probleme als deutsche Frauen und eine andere Denkweise. Sie sieht auch die Bundesrepublik mit anderen Augen, in die sie aus ganz bestimmten Gründen eingewandert ist: sei es, um dem Ehemann nachzuziehen, sei es, um Arbeit zu finden oder einen deutschen Mann zu heiraten. Meistens, wenn nicht gerade schwarzhäutig, ist sie braun, dunkelhaarig, klein, mit dunklen Augen und flacher Nase. Wer sind diese Frauen?
Es könnte eine Frau sein, die aus den sozialen Bewegungen oder Befreiungskämpfen stammt und die auch hier in der BRD weiter für die Befreiung ihres Landes arbeiten will. Es könnte eine Frau sein, die weit weg von ihrer Familie leben muß, um Geld herbeizuschaffen. Wie auch immer. Finanzielle Unterstützung, um den Geschwistern die Schul- oder Universitätsausbildung oder kranken Angehörigen die ärztliche Behandlung zu ermöglichen. Oder finanzielle Unterstützung, um das Loch auf dem Dach reparieren zu lassen. - Kurz gesagt, um der Familie zu Hause Leben zu ermöglichen.
Manchmal ist sie die Frau, die ohne Aufenthaltserlaubnis gezwungen ist, mit großen Ängsten illegal zu wohnen. Sie ist die Frau, für die der Kampf um die Aufenthaltserlaubnis der Schlüssel ist, um Arbeit zu bekommen. Sie ist die Frau, die ständig auf der Ausländerbehörde erscheinen muß, sich brav und freundlich benehmen muß, Beamten gegenüber, die uns oft nur als Halb-Menschen behandeln, oder als Nicht-Menschen, als Bettler betrachten. Deutsche, die überaus bürokratisch sind. Weißhäutige, die anscheinend mehr dazu da sind, Gründe zu finden, uns abzuschieben als uns zu helfen. Bürokratisch und weiß.
Es sind Frauen, die mit weit verbreiteten Klischees behaftet werden, Klischees wie: gekaufte, unemanzipierte Wesen, Dienerinnen der Männer, die besseren Bettpartner. Unterwürfig, anpassungsvoll, geduldig, religiös, sanft, gute Arbeiterinnen, „one-man-woman“, die Exotin und so weiter und so weiter. Klischees, die in den Medien ungehemmt verbreitet werden, um uns verkäuflich zu machen, und um die Haß- und Konkurrenzgefühle zwischen ausländischen und deutschen Frauen zu verstärken. Und was meint Ihr
mit Integration?
Müßte es nicht heißen Assimiliation? Von allen Seiten stellt man an uns totale Anpassungsforderungen. Wo denn läßt man uns eine Chance, für uns Integrationswege herauszufinden, zu entwickeln? Wo denn werden im Alltag oder im Konfliktfall unsere Kulturen Eurer Kultur gegenüber als gleichberechtigt gesehen?
Zum Alltag einer Ausländerin in der BRD gehört unasuweichlich und ständig das Erleiden des weißen Rassismus, gekoppelt mit Sexismus. Es wird ihr ständig klargemacht: Das Land gehört Dir nicht. Sie fühlt sich verloren, ungewollt, minderwertig und isoliert.
Und sie schämen sich, die ausländischen Frauen, da man sie als „gekaufte“ Frauen ansieht: schmutzig, ohne Moral. Wie können sie sich nur verkaufen lassen?, steht in den Köpfen und manchmal auch auf den gesichtern von deutschen Frauen. Was habt Ihr für eine Ahnung davon, was bei uns zu Hause läuft? Was es heißt, für die Multis zu arbeiten, ausgebeutet zu werden, ohne auch nur die geringste Unterstützung von der eigenen Regierung zu bekommen? Ihr betrachtet uns als Opfer
Opfer? Als Opfer will ich nun ganz gewiß nicht gesehen werden, weil ich Angst hätte, Ihr würdet mich „retten“, mir mitleidig helfen wollen. Wir brauchen nicht Euer Mitlleid, sondern Eure Mit-Betroffenheit. Danach können wir über Solidarität reden. Solidarität setzt Gleichgewichtigkeit voraus, equal footing: daß wir auf gleicher Ebene stehen, und nicht die eine oben und die andere unten.
Eine mit einem Deutschen verheiratete Ausländerin darf in der Bundesrepublik arbeiten. Viele sind dafür den Männern sehr dankbar, und deshalb bemühen sie sich zu tun, was den Ehemännern gut gefallen könnte, manchmal als Rückzahlung. Dieses Dankbarkeitsverhältnis befördert die Abhängigkeit in der Ehe. Die Ausländergesetze dienen den Männern.
Und in den Köpfen vieler von Euch steht: Warum lassen sie sich bloß von den blöden deutschen Männern so behandeln? Warum lassen sie sich nicht scheiden? Ihr werdet es nicht verstehen, nicht akzeptieren, weil Ihr sie mit Euren eigenen Maßstäben beurteilt, bewußt oder unbewußt. Weil Ihr keine Ahnung habt, worum es ihr geht, wie ihre Bedinbungen zu Hause sind, wie gering ihre Möglichkeiten. Vor allem aber: Weil Ihr es nicht akzeptieren könnt, daß es viele Wege zur Emanzipation gibt. Was heißt deutsche Frauen?
Sie nennen sich unsere Schwestern. Unsere großen Schwestern. Sie sind die Feministinnen, die uns den Weg zur Emanzipation zeigen wollen, die uns Feminismus lehren, den richtigen Feminismus.
Sie sind die Intellektuellen, die Wissenschaftlerinnen, die das emanzipierte Frauenbild verkörpern; die uns unsere Situation erklären, uns bewußt machen wollen, - und die uns mit geeigneten Methoden erforschen.
Sie sind auch die unbezahlten und bezahlten Sozialarbeiterinnen, Sozialpädagoginnen, die uns betreuen wollen, die deutsche Sprache beibringen, uns unsere rechtliche Lage erklären, uns helfen wollen, unsere Rechte zu erkämpfen, - gemeint natürlich sind nur die eingschränkten Rechte innerhalb des gegebenen Rahmens der Ausländergesetze.
Sie sind unsere Gesprächspartnerinnen, die mit uns unsere Probleme diskutieren (Haben deutsche Frauen keine Probleme? Warum sind immer wir es, die erzählen?) und unsere „Fälle“ dokumentieren: Für sie wichtig und notwendig. Für die Uni -Arbeit, für die Projekt-Geldgeber, für ihren Ruf als Wissenschaftlerinnen, die durch Statistiken und nicht durch die Inhalte der Arbeit die Rechtfertigung des Projekts zustande bringen wollen.
Sie sind auch die herrschenden Frauen, auf Grund ihrer Zugehörigkeit, ihrer Nationalität, als Mittäterinnen in der Ausbeutung der unterentwickelten Länder der Dritten Welt.
Sie sind uns gegenüber sehr solidarisch, machen auch Kampagnen (mit), um die Unterdrückung der Frau in unseren Ländern zu bekämpfen. Länder, in denen oft Krieg der Alltag ist. Was wißt Ihr wirklich von unseren Ländern? Warum seid ihr solidarisch mit uns? Was steckt dahinter?
Sie sind auch die Frauen, die in Ländern der Dritten gewesen waren, zum Urlaub oder zu einem Studienprojekt, und die, wenn sie zurück sind, sich als Expertinnen geben. Sie sind dann die Referentinnen und Sprecherinnen für uns und unsere Frauenbewegungen. Und bei manchen von Euch gelten sie sogar glaubwürdiger als wir selbst.
Sie sind die Frauen, die von unserer Gastfreundlichkeit begeistert und in unsere Bewegungen verliebt sind.
Während des Aufenthalts bei uns waren sie das Bild der schönen Frau: weiße Haut, lange Nase, blaue Augen, lange Beine. Die Traumfrau der kolonisierten Menschen der „Dritten Welt“. So werden sie bei uns gesehen. Und dieses Ansehen genießen sie auch. Und ich weiß nicht, wie sehr dieses Gefühl, bewundert zu werden, ihre Haltung, sich als bessere Menschen zu fühlen, verstärkt.
Sie sind unsere Mitkämpferinnen, die gegen Sex-Tourismus, Frauenhandel und Rassismus etwas machen wollen. Ja, etwas. Und viele von ihnen wissen kaum, warum sie überhaupt solche Arbeit machen, wo ihre Mit-Betroffenheit liegt.
Sie sind unsere Arbeitgeberinnen, die uns mit Selbstverständlichkeit ihre Wohnungen putzen, ihre Kinder erziehen, ihre Mahlzeiten kochen lassen. Denn sie selbst gehen zur Arbeit. Und was verdienen sie im Vergleich zu uns?
Sie sind unsere Arbeitgeberinnen auch in den Projekten. Sie geben uns die Möglichkeit, in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Als Deutsche wissen sie, wo und wie man an staatliche Gelder herankommen kann.
Sie sind auch die Frauen, die uns die Arbeitbescheinigung ausfüllen, wenn wir entlassen werden. Haben wir vielleicht eine gleichberechtigte Position? Sie sind es, die an der Macht sitzen, und sie können nach meiner Erfahrung genau so gut wie Männer ihre Posiotion als Macht gegen uns ausnutzen, wenn wir ihnen nicht mehr gefallen. Wozu kritisieren wir noch Männer?
Aber unter ihnen sind auch unsere Schwestern, so wenige es auch sein mögen, die den Mut haben, ihre Karriere zurückzustellen, die an Euren hiesigen Problemen arbeiten, die in den hiesigen Kämpfen mitkämpfen, die eine echte Veränderung der weltweiten Machtverhältnisse sich wünschen, als Basis für Gerechtigkeit für alle Menschen. Sie sind unsere Mitfrauen, die in unserer Unterdrückung ihre eigene Unterdrückung sehen, die uns ernst nehmen und uns unterstützen, uns selbst zu organisieren. Projekte für Ausländerinnen - warum?
Warum bauen deutsche Frauen Projekte für bzw. mit deutschen Frauen auf? Ich werde drei Thesen formulieren, habe dabei aber weitgehend auch meinen eigenen „Fall“ vor Augen.
Erstens: Es geht um ein besseres, tieferes, eigenes Engagement.
Oftmals haben die deutschen Frauen mehrere Jahre als ehren oder hauptamtliche Mitarbeiterinnen in der Ausländerarbeit Erfahrungen gesammelt. Jetzt geht es darum, ein eigenes Projekt zu schaffen, selbständig zu sein und durch gute Arbeitsleistungen nicht zuletzt in der Frauenszene Anerkennung und Prestige zu gewinnen.
Das Negative ist - nach meiner Erfahrung -, daß in dem Versuch, ein besseres, tieferes, eigenes Engagement in einem eigenen Projekt zu realisieren, die alten Tendenzen des Eigentumsdenkens, der Herrschaft und Ausbeutung, des Funktionalisierens von Menschen - in diesem Fall von Ausländerinnen - wieder durchschlagen.
Nachdem ich ein Jahr in der BRD gelebt hatte (das war 1984), war es mir einfach klar, daß ich eine philippinische Frauengruppe aufbauen würde. Zu dieser Entscheidung bin ich gekommen, weil ich auch hier (als Frau) politisch arbeiten und etwas bewegen wollte. Weil es mir klar wurde, daß mehr und mehr Filipinas wie eine Ware als Ehefrauen verkauft werden und große Schwierigkeiten haben, hier akzeptiert zu werden. Wir Filipinas müssen uns zusammenschließen und uns gegenseitig unterstützen. Als einzelne kann man nicht kämpfen.
Nach einem Jahr, 1985, waren wir eine Gruppe von zehn oder zwölf philippinischen Frauen, die sich regelmäßig trafen. Das war der Zeitpunkt, daß bei mir der Wunsch entstand, daß sich unsere Gruppe einer Fraueninstitution anschlösse. Dies mit der Zielvorsetzung, mit deutschen Frauen langfristig zusammenzuarbeiten. Mit diesen Vorstellungen nahm ich Kontakt mit dem Frauenverein in Hamburg auf, mit dem es dann später all die Konflikte gab.
Ich denke, und die späteren Ereignisse bestätigen mich darin, daß es für die deutschen Frauen, die Vereinsfrauen, vor allem wichtig war, daß wir vorweisbar waren: ich als ausländische Mitarbeiterin, wir alle als ausländische Frauengruppe. Es war nicht wirklich wichtig, aus welchem Land und aus welchen politischen Zusammenhängen wir kamen, wer wir waren, an welcher Form der Zusammenarbeit wir Interesse hatten, und warum wir überhaupt auf deutsche Frauen zugingen. Hauptsache: wir waren Ausländerinnen. Ausländerinnen brauchen Hilfe. Aus Hilfsangeboten lassen sich Projekte schaffen. Eine iranische oder indonesische Gruppe hätte den gleichen Zweck erfüllt.
Das Engagement war zufällig, beliebig und funktionalisierend.
Auch ich werde nicht als gleichberechtigt wahrgenommen weder als Mitarbeiterin noch als Mitglied im Verein. Es trat vielmehr eine Spaltung ein. Die Verwaltung der Gelder und das Wissen, wie man Staatsgelder beschafft, hatten die (deutschen) Vereinsfrauen monopolisiert.
Es war unsere Erfahrung im Projekt, daß die Vereinsfrauen immer uns Mitarbeiterinnen - das waren vier deutsche ABM -Frauen und ich - aufforderten, ALLES zu erzählen, Fälle zu dokumentieren, Protokolle zu schreiben, vom Stand der Arbeit zu berichten, das Curriculum für den Deutschkurs vorzuzeigen. Wir erlebten dies und insbesondere die Art, wie es gemacht wurde, als Kontrolle, als Machtausübungen. Es wurde uns, den bezahltren Mitarbeiterinnen, immer wieder klar gemacht: „Hey! Ihr seid nur bezahlt, das Projekt zu machen. Es ist aber nicht Euer, es ist unser Projekt.“
Ausgenutzt und funktionalisiert zu werden, kam in meiner oder unserer Geschichte in Hamburg noch einmal sehr kraß in einer besonderen Situation, zwei Wochen vor dem Rausschmiß von den vier ABMs und mir, zum Ausdruck. Die Vereinsfrauen wollten mich unbedingt nach Bonn mitnehmen, um Gelder für ein Modellprojekt zu ergattern. Erst nach dem Gespräch in Bonn habe ich realisiert, wie wichtig es war, daß ich als Ausländerin mitgewesen war, klug geredet und schöne, harte Forderungen gestellt hatte. Erst nach dem Gespräch war mir aufgefallen, daß die zwei Vereinsfrauen kein einziges Wort zum Thema gesagt hatten. Eine geeignete Vorzeige-Filipina war ich gewesen, - zwei Wochen später problemlos gekündigt. Die Gruppe der Filipinas solidarisierte sich und zog mit mir aus. Der Verein wechselte seinen Länderschwerpunkt und seine Mitarbeiterinnen.
Warum machen deutsche Frauen Projekte mit und für ausländische Frauen?
Zweitens: Es geht oft um eigene Stellen.
Arbeit für sich zu schaffen, den Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen. Die deutschen Frauen stehen - als Frauen in besonderem Maße unter Druck, Arbeitsplätze zu suchen.
Seit Ende der 70er Jahre bekam Ausländerarbeit eine gwisse Akzeptanz: Ausländerinnen werden betreut und erforscht. Projekte können geschaffen werden.
Wer bekommt die feste Stelle im Ausländerprojekt, wer wenn überhaupt - die Honorarverträge? Wer hat keine Chance, im Projekt bezahlt zu werden, weil sie nicht ABM-fähig ist? Wer stellt die Kontakte zu Ausländerinnen her, die die Projekte suchen und brauchen, nicht auch zuletzt, um ihre Existenzberechtigung zu beweisen? Wer sitzt im Vorstand? Wer kontrolliert das?
Nun möchte ich noch einen letzten Grund nennen, warum deutsche Frauen Projekte für Ausländerinnen aufbauen, wobei es in diesem Punkt eher um Frauen aus dem linken Spektrum der Frauenbewegung geht. Es ist:
Drittens: Die Begeisterung vieler linker Frauen für die Stärke der sozialen Bewegungen und die Befreiungskämpfe in der sogenannten Dritten welt.
Die Ausgangsbedingungen sind klar: die soziale Lage in bestimmten Ländern der Dritten Welt, Ausbeutung, Korruption, Feudalismus, US-Imperialismus schaffen die Voraussetzungen für die Befreiungsbewegungen. Die Unterdrückungssituation in den Ländern ist so klar wie nur möglich. In den Ländern des Reichtumsmonopols dagegen kann sich eine solche Stärke nicht oder nur schwer entwickeln. Dennoch ist da bei vielen Frauen die große Sehnsucht nach der Begeisterung der Massen, ihrer Stärke, ihrem Kampf, wie sie ihn hier nicht erleben können. Dies hat auch mit dem Begriff zu tun, daß das, was fremd ist, exotisch ist.
Die Sehnsucht kann ich verstehen. Schwer allerdings ist für uns zu ertragen, wenn die weißen Frauen anfangen, uns zu lehren, wie wir unsere Kämpfe führen sollen. Schwierig, wenn sie uns gegenüber - in alter kolonialistischer Art - ihre feministische Theorie durchsetzen wollen. Schwierig, wenn sie zugleich als die Geldgeberinnen Anerkennung von uns verlangen.
Eine in vielen Punkten vielleicht recht pauschale Kritik an deutschen Frauen. Ich habe sie formuliert, weil es ich es für wichtig und richtig halte, daß wir trotz aller Schwierigkeiten zusammenarbeiten. Und weil wir alle als Frauen und unter dem Patriachat gleich sind, glaube ich, daß wir auch Wege finden werden, ernstlich miteinander zu arbeiten und uns gegenseitig zu unterstützen.
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